Gemeinsame Militäraktionen von Washington und Moskau gegen IS rücken näher

Obwohl der Großangriff gegen die Regierung Trump wegen angeblicher Absprachen mit der russischen Führung im Wahlkampf und vor Trumps Amtsantritt ein beträchtliches Hindernis für einen umfassenden „Neustart“ der amerikanisch-russischen Beziehungen ist, spricht immer mehr dafür, daß eines der Kernstücke dieser Zusammenarbeit, nämlich das gemeinsame Vorgehen gegen den „Islamischen Staat“ (IS), Fortschritte macht. Dabei erweist sich wieder einmal die strategische Klugheit des russischen Präsidenten Putin.

Letzte Woche marschierten syrische, russische und US-Streitkräfte zum nordsyrischen Manbidsch, um eine türkische Übernahme der von den überwiegend kurdischen SDF-Kräften gehaltenen Stadt zu verhindern.

Im Rahmen der Vorbereitungen des lange geplanten Angriffs auf die „Hauptstadt“ des Islamischen Staats Rakka vermittelte die russische Regierung eine Absprache zwischen der SDF und Damaskus, wonach die kurdischen Kräfte die Stadt verlassen und die Kontrolle der syrischen Regierung übergeben werden, die schon die Kontrolle über die umliegenden Gebiete übernommen hat.

Rußland spielte dabei wieder die entscheidende diplomatische Rolle, indem es, in Absprache mit dem Iran, die Türkei für die Bemühungen um Beendigung des Krieges gewann. Zudem fanden am 15.2. in Moskau Gespräche mit einer kurdischen Delegation statt, was zeigt, daß die Russen im Rahmen ihrer Bemühungen um eine diplomatische Lösung in Kombination mit den militärischen Siegen in Syrien auch immer mehr direkte Kontakte zu syrischen Oppositionskräften herstellen.

Wie wir berichteten, mehren sich seit dem Ende der Regierung Obama, die in Syrien die Dschihadisten indirekt unterstützt hatte, die Forderungen nach einer engeren amerikanisch-russischen Kooperation. Nicht nur politisch, sondern auch militärisch sprechen viele Gründe dafür, die bestehenden Absprachen zur Verhinderung ungewollter militärischer Zusammenstöße auf eine höhere Stufe anzuheben. Da die Offensive gegen IS in Syrien wie auch im Irak voranschreitet – dort werden immer größere Teile Mossuls zurückerobert –, werden das IS-Territorium und damit die Angriffsgebiete der russischen und US-Bomber immer kleiner.

Am 27.2. übergab Verteidigungsminister James Mattis Präsident Trump und dem Nationalen Sicherheitsrat seine Empfehlungen für die Anpassung der Strategie im Krieg gegen IS. Noch sind nicht alle Einzelheiten bekannt, aber die allgemeinen Umrisse sind folgende: Die USA sollten weiter die Kurden und syrischen Araber der SDF unterstützen, da diese die erfolgreichsten Kämpfer gegen IS sind, und sie sollten keine umfassende Invasion Rakkas mit US-Truppen vorbereiten, sondern die SDF ausrüsten und unterstützen.

Am 4.3. endete die erste Runde der neuen Genfer Friedensgespräche, und alle Seiten bestätigten, daß einige Fortschritte erzielt wurden.

Syrien ist jetzt der Testfall für eine neue Stufe amerikanisch-russischer Zusammenarbeit, und auch wenn wegen der ungeheuerlichen Hexenjagd auf alles Russische in Amerika der Spielraum für eine öffentliche Aussöhnung und Partnerschaft noch begrenzt ist, hat dies enorme Bedeutung. Der mindeste Erfolg wäre, daß eine intensivere Koordination vor Ort dazu beitragen würde, daß die syrische Tragödie endlich endet.

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