Federal Reserve spielt mit dem Feuer

Die Rede des Federal Reserve-Chefs Jerome Powell auf dem jährlichen Zentralbanktreffen in Jackson Hole am 26.8. war mit Spannung erwartet worden. Am Ende versetzte er all jenen einen Schock, die gehofft hatten, er würde die Inflation ignorieren und zu einer expansiven Geldpolitik zurückkehren, u.a. um den Demokraten bei der Kongreßwahl im November zu helfen. Statt dessen kündigte er an, daß „die Senkung der Inflation wahrscheinlich eine anhaltende Periode eines unter dem Trend liegenden Wachstums erfordern wird“, daß die Geldpolitik „ausreichend restriktiv sein wird“ und daß die Inflationsbekämpfung „wahrscheinlich die Beibehaltung eines restriktiven politischen Kurses für einige Zeit erfordern wird“.

Die Fed wird also nichts tun, um eine Rezession zu vermeiden. In der Rolle eines modernen Marquis de Sade fügte er hinzu, der Kampf gegen die Inflation werde für Produzenten und Haushalte „einige Schmerzen“ mit sich bringen. Zwischen dem Teufel Inflation und dem Beelzebub Rezession – mit Unternehmenspleiten, Massenentlassungen und Verarmung von Millionen – scheint sich Powell für letzteres entschieden zu haben.

Viele Analysten vergleichen dies mit Paul Volckers berühmter geldpolitischer Straffung nach dem Ölschock 1973/74 und vergessen dabei, daß Volcker die Zinsen auf bis zu 21,5 % erhöhte. Powells angekündigte Minischritte von 0,5% sind für die aktuelle zweistellige Inflationsrate nur ein Kitzeln. Aber sie schaden Produzenten und Verbrauchern, die ohnehin unter astronomisch hohen Energiepreisen, steigenden Produktionskosten und Verbraucherpreisen leiden.

Einige Ökonomen meinen, eine längere Rezession werde durch eine weltweit sinkende Nachfrage nach Energie und Material das „natürliche“ Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wiederherstellen und so die Inflation eindämmen. Solche akademischen Theorien ignorieren, daß ein Abschwung eine Kettenreaktion von Insolvenzen und einen Zusammenbruch des transatlantischen Finanzsystems auslösen wird.

Vielmehr sollte man gezielt Liquidität aus der Finanzblase (und der Energieblase) abziehen, die die Zentralbanken durch ihr jahrzehntelanges Gelddrucken geschaffen haben. Das ist möglich, wenn man weltweit eine Bankentrennung einführt, die den gewerblich-industriellen Sektor des Finanzsystems isoliert, und eine zweistufige Kreditpolitik einführt: hohe Zinsen für reine Finanzgeschäfte, Investmentbanking und Hedgefonds und niedrige Zinsen für Geschäftsbanken und Kredite an Produzenten und Haushalte.

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