EZB-Narrativik kann drohende Finanzkatastrophe nicht verstecken
Während Mario Draghi bei der EZB-Pressekonferenz am 9.3. behauptete, sein Liquiditätspumpen habe Erfolg, zeigen neue Zahlen zur Eurozone, daß es im Gegenteil immer mehr gefährliche finanzielle Ungleichgewichte schafft.
Draghi brüstete sich damit, das BIP-Wachstum in der Eurozone habe in den letzten drei Jahren vier Millionen neue Arbeitsplätze ermöglicht. Die realen BIP-Zahlen dagegen haben alle eine Null vor dem Komma, und die vier Millionen neuen Jobs kann man getrost dem Bereich der „Post-Wahrheit“ zuordnen.
Die eigenen Zahlen der EZB, die Bloomberg am 5.3. meldete, zeigen folgendes: 1. der Großteil des frischen Geldes der EZB landet wieder in den EZB-Tresoren; 2. das APP-Programm für Wertpapierkäufe der EZB führte zu einem Nettokapitalabfluß von Banken aus dem Süden in nordeuropäische Banken; und 3. der Interbank-Kreditmarkt ist um 50% geschrumpft, hauptsächlich weil die Banken im Norden denen im Süden weniger Geld leihen.
Seit Juni 2014, als die EZB die Zinsen unter Null senkte, sind die Bankeinlagen bei der EZB trotz dieser Negativzinsen um 1,1 Bio.€ angewachsen, dagegen stieg die Kreditvergabe an Unternehmen außerhalb der Finanzbranche nur um 169 Mrd.€. Die absurden Haushaltsvorgaben und die Austerität in der Eurozone haben die Kreditnachfrage erstickt.
Zudem haben Banken im Norden, die der EZB (oder genauer, dem Eurosystem) Anleihen von südeuropäischen Ländern verkauften, das Geld nicht in diesen Ländern investiert, und die Folge war ein Netto-Kapitalabfluß. Das zeigt sich in den Target-2-Zahlen mit einem weiteren Anstieg des deutschen Überschusses auf 814,3 Mrd.€ im März und einem weiteren Anstieg der Verpflichtungen Italiens auf 386,1 Mrd.€. Das bedeutet, daß die Bank von Italien auf Geheiß der EZB diese Summe in italienischen Staatsanleihen von Banken in der Eurozone oder der Londoner City (in der Eurozone repräsentiert durch die Bundesbank) erworben hat. Wenn eines Tages die Bundesbank oder ihre Kunden aus der City dieses Geld eintreiben wollen, muß die Bank von Italien zahlen, indem sie Euros leiht, oder Insolvenz erklären.
(Entgegen der Propaganda aus Brüssel und Frankfurt wäre das kein Bankrott des italienischen Staates, sondern der „unabhängigen“ Bank von Italien.)
Gleichzeitig schrumpfte, wie erwähnt, die Interbank-Kreditvergabe um 400 Mrd.€, weil Banken aus dem Norden nur noch halb soviel an Banken im Süden verliehen.
Im Endeffekt sind trotz der 1,8 Bio.€, die von der EZB kamen, und ca. 800 Mrd.€ an zusätzlichen Kundeneinlagen seit 2014 die Einnahmen der 20 größten Banken der Eurozone im Jahr 2016 um 5% gesunken, und ihr Nettogewinn fiel um 50% auf zusammen 33 Mrd.€. Das ist das entscheidende Problem, was jeden Augenblick dazu führen kann, daß die riesige Derivatblase der Deutschen Bank platzt.