Draghis Frontalangriff auf die Sparguthaben

Offenbar möchte EZB-Chef Mario Draghi in die Geschichte als Nachfahre der berühmten lombardischen Banker eingehen, die im 14. Jahrhundert mit Wertpapier-Verbriefungen Europas Finanzen ruinierten, oder jene Banker von Siena, die 1630 die Derivatpapiere erfanden und die Tulpenblase mit dem anschließenden Kollaps zu verantworten hatten. Das könnte erklären, warum er das Währungssystem in das bisher undenkbare Terrain der negativen Zinsen steuert.

Draghi gab am 10.3. einen neuen Maßnahmenkatalog im verzweifelten Versuch der Rettung des Eurosystems bekannt:

– Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems wird um 5 Basispunkte auf 0,00% gesenkt.

– Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität (Tageskredite für die Banken) sinkt auf 0,25%.

– Der Zinssatz für die Einlagefazilität sinkt von -0,3 auf -0,4%.

– Das Volumen der monatlichen Ankäufe im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten steigt ab April auf 80 Mrd. €. Dort sind erstmals auch Anleihen von Nichtbanken zugelassen.

– Es beginnt eine neue Reihe von gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (GLRG II) mit vier Jahren Laufzeit, wobei die Zinsen so niedrig wie bei den Einlagen – also negativ – sein können. Sprich, die Banken zahlen nach vier Jahren weniger zurück, als sie geliehen haben.

Offiziell sollen damit die Deflation bekämpft und Bankkredite an die Wirtschaft gefördert werden, aber das Liquiditätspumpen begann schon vor einem Jahr und hat keines von beidem bewirkt. Die Inflation in der Eurozone liegt fast bei Null (0,1%), und die Kredite an Nichtbanken sind sogar geschrumpft (-0,7%). Innerhalb eines Jahres kaufte die EZB den Banken Papiere für mehr als 713 Mrd.€ ab, aber die finanzieren mit dem Geld nicht die Realwirtschaft.

Die neuen Maßnahmen sind der endgültige Schlag gegen die europäischen Sparer, die schon jetzt für nichtriskante Geldanlagen kaum Zinsen erhalten. In der Eurozone gibt es 3,3 Bio.€ an Anleihen mit negativen Zinsen. Die niedrigsten hat Bloomberg zufolge Deutschland, mit negativen Renditen auf fast 80% der Staatsanleihen, bei einem Gesamtvolumen von 880 Mrd.€. Die Gesamteinlagen in Deutschland, d.h. Girokonten und Spareinlagen zusammen, machen ein Drittel aller Spareinlagen in der Eurozone aus, und die Sparer erhalten dafür fast keine oder gar keine Zinsen.

Kein Wunder, daß das Handelsblatt Draghis Maßnahmen als frontalen Angriff auf die deutschen Sparer verurteilte. Die negativen Reaktionen in Deutschland sind so massiv, daß Beobachter in London ernsthaft fürchten, daß die Gegenreaktion zum Zerbrechen des Euro führen könnte.

Helga Zepp-LaRouche schreib dazu am 11.3.: „Das transatlantische Finanzsystem ist hoffnungslos bankrott. Wir stehen am Rande des Totalzusammenbruchs, und es ist absolut unverzeihlich, daß die Regierungen erlauben, dieses auf betrügerischen Machenschaften basierende System auch nur einen Tag länger aufrechtzuerhalten.“

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