Die Natur erinnert Italien erneut daran, aus der Eurozone auszutreten

Zwei Monate nach dem verheerenden Erdbeben in Amatrice und anderen zentralen Orten in den mittelitalienischen Apenninen wurde dieselbe Region am frühen Morgen des 30.10. von einem noch stärkeren Beben erschüttert. Diesmal gab es keine Todesopfer, weil viele Einwohner umsiedelten oder nach einem Vorbeben am 26.10. rechtzeitig ihre Häuser verlassen hatten. Das neue Erdbeben fällt mitten in eine Periode harter Auseinandersetzungen zwischen Rom und Brüssel über die Frage, wie hoch Italiens Staatsdefizit sein darf, um Wiederaufbau und Katastrophenschutz zu bezahlen. Hoffentlich wird der Schock dazu beitragen, daß die notwendigen Gelder bereitgestellt werden.

Die gute Neuigkeit ist, daß ein Frühwarnsystem von Prof. Pier Francesco Biagi von der Universität Bari kurz vor dem neuen Erdbeben eine starke Anomalie bei Längstwellen (VLF) registrierte. Dies zeigt, daß es Frühwarnzeichen gibt und diese gründlich studiert werden sollten, damit eines Tages ein Prognosesystem entstehen kann. Die VLF-Anomalie wurde zwei Tage vor dem Vorbeben der Stärke 5,4 gemessen. Es folgte ein Beben der Stärke 5,8 und dann am Sonntag eines der Stärke 6,5, eines der stärksten in Italien seit 110 Jahren.

In einer Erklärung, die Biagi EIR zur Verfügung stellte, kommentiert er: „Die Störung in der Ionosphäre ist offensichtlich und beweglich.“ Die VLF-Anomalie wurde von einem Meßgerät auf Zypern festgestellt, das zu einem Netz von Detektoren gehört, das Biagi ohne staatliche Unterstützung selbst gebaut und finanziert hat. Allerdings hatte dieser Detektor vor dem Beben im August keine Anomalie registriert, was zeigt, daß „nicht jedes Erdbeben gleich ist und man diese Tatsache akzeptieren muß“.

Biagi, der seit vielen Jahren um die Finanzierung kämpft, erklärt weiter, um das Epizentrum zu lokalisieren, „brauchen wir mindestens drei Parameter. Aber es gibt kein Geld für Vorhersagen und unsere Forschung ist begrenzt.“

Aber nicht nur das Geld für Prognosen fehlt, die EU will selbst die geringen Summen, die von der Regierung Renzi im Haushalt 2017 für Präventionsmaßnahmen vorgesehen sind, nicht genehmigen. Italien will für Flüchtlingshilfe und -integration 3,5 Mrd.€ ausgeben, die EU will dies auf 0,5 Mrd.€ kürzen. Italien will 4,8 Mrd.€ für Hilfe für Erdbebenopfer, Wiederaufbau und Prävention (z.B. Baumaßnahmen, um Schulen erdbebensicher zu machen) ausgeben, aber die EU akzeptiert nur 2,8 Mrd.€, und gar nichts für Prävention.

Nach dem Beben vom 30.10. hat sich der materielle Schaden verfünffacht, die Kosten werden also noch viel höher sein, als die Regierung bisher eingeplant hat.

Unabhängig davon, wie dieser Streit mit der EU ausgeht, ist es an der Zeit, daß Italien sein Schicksal wieder selbst in die Hand nimmt. Statt hoffnungslose Versuche zu unternehmen, die EU von innen zu reformieren, sollte Renzi auf kluge Menschen wie Prof. Giuseppe Guarino hören, der am 20.10. in Rom einen Vortrag zum Thema „Requiem für ein ungeborenes Europa“ hielt. Europa wurde niemals geboren, weil es niemals ein europäisches Volk gab, sagte er.

Guarino empfahl dazu, Alexander Hamiltons Einleitung der Federalist Papers zu lesen, wo aufgezeigt wird, daß ein Volk mehr ist als eine Ansammlung von Individuen, nämlich eine Gemeinschaft von Menschen, die sich demselben Kollektiv zugehörig fühlen. Und das sei die heutige EU nicht.

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