Debatte über Bankentrennung in der Schweiz läßt nicht nach

In der Schweiz ist das Thema Bankentrennung akut geworden, weil sich die Krise um Credit Suisse zuspitzt, die Großbank hat in den letzten acht Monaten die Hälfte ihres Marktwertes verloren. Die Ökonomen Marc Chesney von der Universität Zürich und Karl Socher von der Universität Innsbruck haben – ohne die Credit Suisse zu erwähnen – die öffentliche Meinung in der Schweiz daran erinnert, daß die Lösung in der Glass-Steagall-Bankentrennung liegt. Der Schweizer Nationalrat hat sich in der jüngeren Vergangenheit bereits zweimal für entsprechende Vorschläge ausgesprochen.

Chesney warnt in einem Interview mit der UnternehmerZeitung, mit der Nullzins-Liquidität der EZB kauften die Großbanken Aktien und andere Wertpapiere, was die Abkopplung von der Realwirtschaft und das Systemrisiko nur noch erhöhe. Auf die Frage: „Welche Lösungen schlagen Sie vor?“ antwortet er: „Das Trennbankensystem… Depotbanken und Investmentbanken sollen getrennt werden, so wie das in den USA ­zwischen 1933 und 1999 gut funktioniert hat. Wer mit Geld spielen will, soll nicht mit dem Geld der Bankkunden spielen können. Heute sind die Investmentbanken ,too big to fail’. Wenn sie scheitern, zahlen die Steuerzahler.“

Prof. Socher kritisiert in einem Gastkommentar der Neuen Zürcher Zeitung vom 3.4. mit dem Titel „Europa schnürt sich ab“ die EU-Pläne für mehr Zentralisierung als Antwort auf die Finanzkrise. Er schreibt: „Weil die Budgetdefizite auch Banken in Schwierigkeiten brachten, die Schuldenstaaten Kredite gewährten, wurden sie mit Sanierungsgeldern von den finanzstarken Staaten unterstützt. Das wäre nicht notwendig gewesen, wenn die EU-Bankenregulierung zwischen den Geschäftsbanken, die Geld schaffen, und den mit Geld spekulierenden Investmentbanken unterschieden hätte. Nur ein Bankrott Geld schaffender Banken kann das System der Marktwirtschaft gefährden. Kurseinbrüche im Investmentbank-Geschäft sollten die Anleger und nicht die Steuerzahler tragen.“

In Großbritannien hat der frühere Economist-Journalist David Shirreff ein neues Buch mit dem Titel Break Up the Banks (Spaltet die Banken auf) veröffentlicht; Auszüge daraus erschienen auf der Webseite Alternet. Shirreff schlägt eine Variante zu Glass-Steagall vor: eine Trennung zwischen Investmentbanken, Geschäftsbanken für kleinere Kunden sowie Banken für Großunternehmen. Nur die Banken für kleinere Kunden würden Konten verwalten und hätten Zugang zu Zentralbankkrediten und Schutz staatlicher Einlagenversicherung. Sie würden Kredite an Privathaushalte und kleine Unternehmen vergeben. Die „Großhandelsbanken“ würden Geld auf den Märkten aufnehmen und große Unternehmen finanzieren und deren Anleihen herausgeben, aber nicht mit Wertpapieren handeln. Die Investmentbanken würden mit Finanzpapieren handeln, Shirreff plädiert jedoch dafür, nur ein Teilhabermodell zuzulassen, wo Teilhaber zu 100% für die finanziellen Verpflichtungen verantwortlich sind.

Der Schwachpunkt in seinem Modell ist, daß Kredite für Großunternehmen teurer würden, was ihm auch klar ist. Dennoch ist eine sinnvolle Diskussionsgrundlage. Shirreff ist bekannt für seine Beschreibung der Deutschen Bank als „ein riesiger Hedgefonds mit einer kleinen angehängten Geschäftsbank“ und hat satirische Musicals über die Finanzkrise und den Euro geschrieben.

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