Das Beispiel Äthiopiens und Europas Aufgabe, Afrika zu entwickeln – angefangen beim Tschadsee
Über die Realität vor Ort in Afrika und die Bedeutung von Chinas Programm „Gürtel und Straße“ für den Kontinent sprach in Essen der äthiopische Generalkonsul aus Frankfurt/M., Mehreteab Mulugeta Haile. Er gab einen umfassenden Überblick über die auf Infrastrukturaufbau gestützte wirtschaftliche Entwicklungsstrategie, die sein Land seit 25 Jahren mit erstaunlichem Erfolg vorantreibt.
China liefert Äthiopien dabei entscheidende Unterstützung, u.a. durch zinsgünstige Kredite. Dank chinesischer Unternehmen und Kooperationsabkommen wurde gerade am 5.10. die erste Bahnstrecke zwischen der Hauptstadt Addis Abeba und dem Hafen Dschibuti eröffnet, womit sich der Transport äthiopischer Im- und Exporte von 7 Tagen auf nur noch 10 Stunden verkürzt. Dies ist nur das erste Teilstück eines geplanten landesweiten Bahnnetzes, das Äthiopien mit allen Nachbarstaaten verbinden soll. Chinas Unterstützung bei anderen Infrastrukturprojekten, u.a. zur Stromerzeugung, verschafft nicht nur Äthiopien Vorteile, sondern trägt auch durch Vernetzung zur Integration der Volkswirtschaften der Region bei.
Die Diskussion nach Konsul Mehreteabs Vortrag drehte sich insbesondere darum, daß Europa gemeinsam mit China zur Entwicklung Afrikas beitragen muß, da dies die einzige Möglichkeit ist, die starke Migrationswelle nach Europa – die viele Todesopfer fordert – zu beenden.
Jacques Cheminade erklärte auf Prof. Shis Anregung hin, Frankreich und Deutschland müßten sich dies zur gemeinsamen Aufgabe machen. Helga Zepp-LaRouche fügte hinzu, man solle auch Italien prominent einbeziehen, zumal Regierungschef Matteo Renzi kürzlich die Neue Seidenstraße unterstützte und sich gegen neue Rußland-Sanktionen stellt. Shi Ze schlug vor, da es bisher noch keine institutionelle Zusammenarbeit gebe, zur Förderung dieser neuen Orientierung einen geeigneten neuen Mechanismus einzurichten.
Generalkonsul Mehreteab unterstützte die Vorschläge nachdrücklich. Afrika habe kein Interesse mehr an „Entwicklungshilfe“, die unter dem Vorwand von „Menschenrechten“ etc. an politische Bedingungen geknüpft wird. Afrika brauche Kapitalinvestitionen, Technologietransfer und Infrastrukturinvestitionen. Er zitierte das alte Sprichwort: „Gebt uns keinen Fisch, bringt uns lieber das Fischen bei.“ Europa solle Chinas Beispiel folgen, das Investitionen, Technologie und günstige Kredite zu international üblichen Bedingungen bereitstelle.
Dagegen leihen IWF und Weltbank, wie Zepp-LaRouche betonte, Ländern der Dritten Welt nur Geld, um Schulden im internationalen Bankensystem zu bezahlen, anstatt in reale Projekte für wirtschaftliches Wachstum zu investieren.
Cheminade erinnerte daran, daß bereits ein vordringliches Projekt auf dem Tisch liegt, zu dessen Finanzierung und Verwirklichung Europa und China viel beitragen können, nämlich die Wiederauffüllung des Tschadsees. Die beste Methode dafür sei das Transaqua-Projekt zur Umleitung eines kleineren Teils des Wassers im Kongobecken in den Tschadsee. Die Konferenzteilnehmer brachten zum Ausdruck, daß sie sich dafür einsetzen werden, dieses Vorhaben bald zu verwirklichen.