China und Rußland auf der Hut vor geopolitischen Fallen

Aus Peking begrüßte der Sprecher des Außenministeriums, Zhao Lijian, die Entscheidung der Präsidenten Biden und Putin, im gegenseitigen Dialog die Gefahr von Konflikten und Atomkriegen zu verringern. China sei bereit, sich allen Bemühungen anzuschließen, die letztlich zu einer „umfassenden und vollständigen nuklearen Abrüstung“ führen. Vor dem Gipfel am 16. Juni hatten chinesische Regierungsbeamte und Medien wiederholt darauf hingewiesen, daß eines der Hauptziele der Kräfte hinter dem US-Präsidenten darin bestehe, einen Keil zwischen China und Rußland zu treiben.

Daß sich Wladimir Putin dieses besonderen Aspekts der jüngsten Öffnung Washingtons gegenüber Moskau durchaus bewußt ist, wurde in einem ungewöhnlichen Interview deutlich, das er kurz vor dem Gipfel dem Sender NBC gewährte. Auf die wiederholte Frage des Interviewers Keir Simmons, ob er sich über mögliche Bedrohungen aus China Sorgen mache, antwortete der russische Präsident schließlich: „Darf ich ganz ehrlich sein? Wir können Versuche sehen, die Beziehung zwischen Rußland und China zu zerstören. Wir können sehen, daß diese Versuche in der praktischen Politik gemacht werden. Und auch Ihre Fragen haben damit zu tun.“ Gleichzeitig wies Putin darauf hin, daß beide Länder ein hohes und noch nie dagewesenes Niveau an „Vertrauen und Zusammenarbeit in allen Bereichen: in der Politik, in der Wirtschaft, in der Technologie“ und eine „strategische Partnerschaftsbeziehung“ entwickelt haben, wie sie „in der Geschichte unserer Nationen“ noch nie erreicht wurde.

Joe Biden selbst reflektierte nach seinem Treffen mit Putin den Versuch der Kriegspartei, Pekings Interessen gegen die Moskaus auszuspielen. Putin, so behauptete er, fühle sich von einem China, das die Weltherrschaft anstrebe, „unter Druck gesetzt“, während Rußland darum kämpfe, „relevant“ zu bleiben. Die halboffizielle Global Times verurteilte am nächsten Tag „eine solche grundlose Provokation“ und merkte an, daß man sich nur die Osterweiterung der NATO und die von der EU und den USA gegen Rußland verhängten Sanktionen ansehen müsse, um zu verstehen, wie strategisches Unter-Druck-Setzen wirklich aussehe.

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