Cheminade: Frankreich stehen schwere Zeiten bevor

Wie Jacques Cheminade nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in zwei Interviews mit der französischen Ausgabe von RT erklärte, war das Wahlergebnis „ein Sieg für die Börse und die Megabanken“, wie der Sprung der Pariser Börse um +4% am nächsten Tag zeigte. Das sei aber nur ein temporärer Sieg, weil das bankrotte System fortbestehe, und „uns stehen schwere Zeiten bevor“.

Auf der einen Seite gebe es den gefährlichen Nationalismus, „die Spezialität der Familie Le Pen“, so Cheminade, und auf der anderen „das Finanz-Empire, das Emmanuel Macron gefördert hat“, während die alten großen Parteien – Republikaner und Sozialisten – eine massive Abfuhr erlitten. Entscheidend werde nun die Parlamentswahl im Juni sein, sagte Cheminade. „Klar ist, daß der neue Präsident keine Mehrheit im Parlament haben wird.“

Derzeit sei ein Sieg Macrons über Le Pen wahrscheinlich, wofür es neben der überwältigenden Unterstützung der etablierten Medien zwei Hauptgründe gebe: 1. die Franzosen haben Angst, daß Le Pens immigrantenfeindliche Politik in einem Land mit bis zu 9 Mio. Menschen nordafrikanischer Herkunft einen Bürgerkrieg auslösen könnte, und 2. herrscht große Angst vor einem Bruch mit dem alten System, vor allem unter den Rentnern, die mit breiter Mehrheit Macron und Fillon wählten und „am Euro hängen wie der Gehängte am Strick“.

Dennoch sei in diesen unruhigen Zeiten ein Sieg Le Pens nicht auszuschließen, vor allem, da sie, um Fillon-Wähler anzulocken, plötzlich keinen Ausstieg aus dem Euro mehr fordert. In den jüngsten Umfragen sinkt Macrons Vorsprung.

Die Resultate des ersten Wahlgangs hatten ähnliche Merkmale wie die Wahl in Amerika, die mit Donalds Trumps Sieg endete. Es gab eine klare Trennlinie: Die Armen wählten Le Pen, die Wohlhabenderen Macron. Die größten Erfolge hatte Marine Le Pen im ehemaligen Industriegürtel, der in den letzten 30 Jahren wirtschaftlich zusammengebrochen ist – Kohlegruben und Textilindustrie im Norden, Stahlindustrie im Osten (das Grenzgebiet zu Deutschland) und herunter bis zur Mittelmeerküste. In diesen Regionen gibt es auch besonders hohe Einwanderung, ursprünglich für die Arbeit in der Industrie.

Macrons Wähler leben in den reicheren Landesteilen, von der Bretagne und Bordeaux im Westen bis nach Lyon und Grenoble im Osten. Nach Gesellschaftsschichten aufgeschlüsselt wählten 37% der Arbeiter Le Pen, nur 16% Macron. Die schlechtesten Ergebnisse hatte Le Pen in der Mittelschicht mit 14%, während Macron mit 33% dort den höchsten Anteil hatte. Er war auch in den Großstädten erfolgreich, während sie in den ärmeren Vorstädten und ländlichen Gebieten vorne lag.

Cheminade betonte, er könne weder für Le Pen noch für Macron stimmen, aber er forderte seine Unterstützer auf, „nach ihrem Gewissen“ zu stimmen.

Cheminade erklärte RT, jenseits der Tagespolitik „ist meine Mission, ein Katalysator zu sein, um in Frankreich eine gewaltige Allianz gegen die Finanzwelt zu organisieren. International muß Frankreich sich mit BRICS verbünden und mit der Vision eines Win-Win-Systems auf der Welt, die Präsident Xi hat und die Präsident Putin teilt.“ Er sei auch für die Aufhebung der Rußland-Sanktionen und der russischen Gegensanktionen gegen Frankreich.

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