Brüsseler Konferenz im Europäischen Parlament diskutiert Alternativen zum Euro
Internationale Experten versammelten sich am 28.6. im Europäischen Parlament in Brüssel und warben für einen Ausstieg aus dem gescheiterten Eurosystem. Die Konferenz mit dem Titel „Die Zukunft der EU: Ein Modell der Kooperation zwischen souveränen europäischen Nationen“ wurde von Marco Zanni organisiert, einem Mitglied des EU-Parlaments aus Italien. Wie Zanni zu Beginn der Veranstaltung sagte: „Die EU schafft es nicht, den Völkern Europas Prosperität, Kooperation und Frieden zu bieten. Es ist also an der Zeit, über Alternativen nachzudenken.“ Unter den Referenten waren Alberto Bagnai von der Universität Pescara, Liz Bilney, Vorsitzende der Organisation Leave.EU, der Ökonom Claudio Borghi von der Lega Nord, Michele Geraci vom China Economic Policy Program in Nottingham und der University Business School in Shanghai sowie Giandomenico Majone vom European University Institute in Florenz.
Prof. Bagnai präsentierte ein eigenes Modell zur Einschätzung der Wirkung eines Austritts aus der Gemeinschaftswährung des Euro auf die italienische Wirtschaft. Er präsentierte zwei Szenarien: Einen „Basis-Fall“, in dem Italien aus dem Euro austritt, aber seine Wirtschaftspolitik ansonsten nicht ändert, und einen Fall, in dem Italien aus dem Euro austritt, und gleichzeitig antizyklische Maßnahmen ergreift. Diese Maßnahmen wären jedoch minimal und bestünden lediglich darin, die öffentlichen Investitionen wieder auf das Niveau anzuheben, das sie vor der Krise hatten.
Im Fall des Basis-Szenarios erwies es sich, daß Italiens Wirtschaftsleistung zunächst fallen, sich dann aber in wenigen Jahren wieder erholen würde. Im zweiten Fall würde die Wirtschaftsleistung sofort ansteigen und innerhalb von zwei bis vier Jahren eine Wachstumsrate von 4% erreichen. Bagnai zeigte auch, daß dies nicht mit Hyperinflation verbunden wäre. Der Euro werde dagegen sicher kollabieren. Es sei daher, so Bagnai, „ein Verbrechen, ein Phänomen nicht zu studieren, das mit Sicherheit eintreten wird.“
Prof. Geraci, der selbst seit zehn Jahre in China lebt, präsentierte ein Bild von Chinas beeindruckender wirtschaftlicher Entwicklung und seinem erfolgreichen Kampf gegen die Armut. Er warnte aber auch, daß China durch die Seidenstraßen-Initiative in die Lage versetzt werde, den Westen mit seinen Hightech-Produkten zu überschwemmen, die seine Industrien entwickeln.
SAS-Mitherausgeber Claudio Celani intervenierte daraufhin und hielt Geraci entgegen, es gehe bei der Politik der Neuen Seidenstraße eher darum, ein neues Paradigma und Entwicklungschancen zu schaffen. Die „Belt & Road“-Initiative sei genau eine solche antizyklische Politik, wie sie Prof. Bagnai selbst in seinem Vortrag gefordert habe. Prof. Geraci bedankte sich für diese Intervention, die es ihm erlaube, auf den Unterschied zwischen einer Handelspolitik und einer Investitionspolitik einzugehen.