Bidens katastrophaler Irrtum in Bezug auf die Inflation

Nach einem Treffen mit Federal-Reserve-Chef Jerome Powell erklärte US-Präsident Joe Biden am 3.6., der Kampf gegen die Inflation sei seine oberste Priorität in der Wirtschaft. Er machte zwei Faktoren für den rasanten Anstieg der Inflationsrate verantwortlich: den Beginn des „robustesten Aufschwungs der neueren Geschichte“ in Amerika sowie „Putins Preiserhöhungen“ (womit er Rußland bequem zum Sündenbock für seine eigene gescheiterte Wirtschaftspolitik machte). Er versprach Maßnahmen, um den „Übergang von einem raschen Aufschwung zu einem stabilen, stetigen Wachstum zu schaffen und die Inflation zu senken“. Der Schlüssel dazu sei, „der Federal Reserve den nötigen Handlungsspielraum zu geben“.

War es ihm entgangen, daß die Fed seit 2008 und besonders seit dem 4. Quartal 2019 sehr viel Spielraum hat und ihn nutzt, um die Geldmenge massiv zu erhöhen und Spekulanten mit Unmengen billigem Kredit zu versorgen? Das ist wohl kaum ein Zeichen für eine „robuste Wirtschaft“, eher ein Beispiel für ein Schneeballsystem, das die größten Banken und Finanzinstitute betreiben.

Biden behauptete außerdem fälschlicherweise, daß seit seinem Amtsantritt „die Familien weniger Schulden haben, ihre durchschnittlichen Ersparnisse gestiegen sind… und mehr Amerikaner sich finanziell sicher fühlen“.

In Wirklichkeit hat die Gesamtverschuldung der Verbraucher ein Rekordhoch erreicht; die persönliche Sparquote ist von 16% des verfügbaren Einkommens auf 4,5% gesunken – wer kann in Zeiten anhaltender Inflation schon sparen? – und laut Umfragen ist für fast 80% der Amerikaner die Inflation die größte Sorge überhaupt. Zudem ist der Verbraucherpreisindex seit Mai 2021 um 8,6% gestiegen, der steilste 12-Monats-Anstieg seit 1981. Der Lebensmittelindex stieg seit Mai 2021 um 10,1%, der Energieindex sogar um 34,6%.

Joe Biden mag sein Vertrauen in die Federal Reserve setzen, aber die letzten beiden Fed-Vorsitzenden haben zugegeben, daß sie sich bei der Inflation geirrt haben. Sowohl Janet Yellen als auch ihr Nachfolger Jerome Powell hatten die Auffassung vertreten, die Inflation wäre „vorübergehend“. Yellen, jetzt Bidens Finanzministerin, entschuldigte ihr Versagen damit, sie hätte „mehrere Varianten“ von COVID und den Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise aufgrund der „russischen Invasion“ nicht vorhergesehen. Auch das ist falsch, denn die Inflation begann bereits vor der COVID-Pandemie und vor der russischen Operation in der Ukraine.

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