Berlusconi interpretiert die landesweite Opposition gegen die NATO-Politik

Der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi kritisierte am 18.2. erneut die NATO-Politik gegenüber der Ukraine. Als Reaktion auf den Chef der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, der ein für Juni in Neapel geplantes EVP-Treffen abgesagt hatte, sagte er: „Während die Welt am Rande eines Atomkriegs zwischen Rußland und den NATO-Ländern steht, werde ich kritisiert, weil ich fordere, daß parallel zu der Unterstützung für die Ukraine, die Forza Italia immer mitgetragen und befürwortet hat, sofort eine Verhandlungsrunde eröffnet wird, um Frieden zu schaffen.“

Zuvor hatte Berlusconi am 13.2. in Brüssel die unterwürfige Haltung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gegenüber Präsident Selenskyj kritisiert. Noch härter fiel sein Urteil über den ukrainischen Präsidenten aus: „Ich wäre nie zu einem Gespräch mit Selenskyj gegangen, denn wir sind Zeugen der Verwüstung seines Landes und des Massakers an seinen Soldaten und Zivilisten. Wenn er einfach nur die Angriffe auf die beiden autonomen Donbaß-Republiken [Donezk und Lugansk] einstellt hätte, dann wäre das nicht passiert… Ich beurteile das Verhalten dieses Mannes sehr, sehr negativ.“

Berlusconi schlug aber auch einen Ansatz zur Beendigung des Krieges vor; Joe Biden solle Selenskyj sagen: „Ein Marshallplan zum Wiederaufbau der Ukraine für 6, 7, 9 Billionen Dollar steht zu Ihrer Verfügung, unter der einzigen Bedingung, daß Sie morgen einen Waffenstillstand anordnen. Auch weil wir Ihnen ab morgen keine Dollars und keine Waffen mehr geben werden.“

Berlusconis Äußerungen stießen in ein Wespennest, auch im Büro der Ministerpräsidentin und in Kiew, aber die Euromedia-Forschungsdirektorin Alessandra Ghisleri erläuterte, daß die Mehrheit der Italiener mit Berlusconi übereinstimmt.

„Was die Italiener denken, kommt dem, was Silvio Berlusconi gesagt hat, sehr nahe“, etwa über Waffenlieferungen. „Die Italiener waren schon immer dagegen, weil sie das als Eintritt in den Krieg auffassen, und wenn auch nur einen indirekten“, sagte sie dem Fernsehsender La7.

Zwei wöchentliche Umfragen für das nationale Fernsehen Raitre am 14. und 20.2. bestätigen Ghisleris Einschätzung. Demnach sind 50 bzw. 52% der Italiener gegen Waffenlieferungen an die Ukraine, 30 bzw. 31% dafür und 17% sind neutral.

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