Apropos „westliche Werte“: Was ist mit dem ukrainischen Botschafter in Berlin?

In einem brisanten Interview am 30.6., das in den Mainstream-Medien erstaunlich wenig Beachtung fand, wurde der provokante ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrej Melnyk, von dem Journalisten Tilo Jung gebeten, seine Haltung zum ukrainischen Ultranationalistenführer Stepan Bandera zu erläutern. Es ist international weitgehend anerkannt, daß Bandera ein Faschist war, der im Zweiten Weltkrieg mit den Nazis kollaborierte und an Massakern an Zehntausenden von Juden und Polen beteiligt war. In der Ukraine wird er heute jedoch von vielen als Held betrachtet, weil er auch ein Gegner der Sowjetunion war.

Der ukrainische Botschafter in Berlin etwa verteidigte ihn ungeniert: „Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen“. Jung verlas daraufhin ein Zitat aus einem Flugblatt von Banderas Organisation aus dem Jahr 1941: „Leute, das müßt ihr wissen: Moskowiter, Polen, Ungarn, Juden – das sind eure Feinde. Vernichtet sie! Ihr müßt das wissen. Eure Führung. Euer Führer, Stepan Bandera.“ Dennoch beharrte Melnyk darauf, daß es keine Beweise dafür gebe, daß der „Freiheitskämpfer“ Bandera, Führer des radikalen Flügels der Organisation Ukrainischer Nationalisten, antisemitisch sei.

Seine Äußerungen lösten offizielle Proteste sowohl aus Polen als auch aus Israel aus, und der Druck auf Kiew war so groß, daß das Außenministerium schließlich eine Erklärung abgab, in der es hieß, Melnyk habe nur seine persönliche Meinung geäußert, nicht die der Regierung. Man kann sich nur fragen, warum die deutsche Regierung zu diesem Thema geschwiegen hat, zumal Melnyk wiederholt und höchst undiplomatisch deutsche Politiker beleidigt und beschimpft hat, weil sie nicht genug Waffen und Geld nach Kiew liefern. Im Mai hatte Melnyk sogar Bundeskanzler Scholz als „beleidigte Leberwurst“ bezeichnet.

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