Amerikas Infrastruktur zerfällt, China bietet Hilfe an

Es ist zwar allgemein bekannt, daß die Infrastruktur in den Vereinigten Staaten alt und schlecht erhalten ist, aber nur wenige wissen, wie gefährlich nahe Teile davon vor dem Kollaps stehen und wieviel Menschenleben und welche enormen Summen ein solcher Kollaps kosten würde. Als im Februar 2017 wegen eines Risses im Hochwasserüberlauf des Oroville-Damms in Kalifornien fast 200.000 Menschen evakuiert werden mußten, wurde man daran erinnert, daß viele Dämme in den USA bald 100 Jahre alt sind und dringend instandgesetzt oder neu gebaut werden müssen.

Als kürzlich angekündigt wurde, daß in diesem Sommer 20% der Züge der Long Island Railroad ausfallen, war das ein offensichtlicher Hinweis auf den miserablen Zustand des Verkehrsnetzes in New York City, einem der größten Ballungsräume der Welt. Hier eine kleine Auswahl der Schlagzeilen großer Zeitungen: „Fahrgästen der Long Island Railroad kann ein ,Sommer der Agonie’ bevorstehen“; „Nichts kann die Pendler in New York City vor einem Höllensommer bewahren“, oder „Gouverneur von New York drängt Trump, Sondermittel für [den Bahnhof] Penn Station bereitzustellen“ – ein kleiner Vorgeschmack auf ein bald zusammenbrechendes Verkehrsnetz.

Donald Trump hatte den Zerfall der Infrastruktur zu einem Hauptthema im Wahlkampf gemacht, und er betont immer wieder, er habe Pläne, um Amerikas Eisenbahnen, Flughäfen, Häfen, Autobahnen usw. auf das beste Niveau der Welt zu heben. Doch wegen der systematischen Blockierung seiner Bemühungen und der verrückten „Sparmentalität“ in beiden Parteien hat er immer noch kein Programm vorgelegt.

Aber Hilfe könnte nahen. Nach Trumps Gesprächen mit Chinas Präsident Xi Jinping schickte seine Regierung einen führenden Beamten des Nationalen Sicherheitsrats, Matthew Pottinger, zum historischen Gürtel- und Straßen-Forum in Beijing am 14-15.5. Pottinger erklärte nicht nur, die USA seien an dem Projekt interessiert, sondern lud auch chinesische Vertreter zu einer großen Konferenz in Washington über Investitionen in den USA ein.

Mehrere Initiativen laufen bereits. Am 25.5. veröffentlichte Chinas Handelsministerium einen Bericht über die Handelsbeziehungen zwischen China und den USA, u.a. mit einem Kapitel „Die Kooperation beim Bau von Infrastruktur fördern“. Darin heißt es: „China hofft, daß die amerikanische Seite günstige Bedingungen schaffen kann, damit chinesische Unternehmen auf dem amerikanischen Infrastrukturmarkt tätig sein können.“ Eine Woche zuvor hatte der Präsident des großen chinesischen Staatsfonds China Investment Corp. (CIC), Tu Guangshao, dem Wall Street Journal dazu ein Interview gegeben. Tu sagte, die CIC studiere amerikanische Projekte für Autobahnen, Eisenbahnen und High-Tech-Fabriken, und sie könne eine verläßliche Quelle für langfristiges Kapital für Infrastruktur in den USA sein.

Angesichts Chinas bekannter Erfolge beim Bau modernster Infrastruktur ist ein solches Angebot die beste Möglichkeit, den Engpaß aus politischen Ablenkungsmanövern und mangelnder Finanzierung zu überwinden. Nachdem Trump bei verschiedenen Gelegenheiten eine Rückkehr zum „Amerikanischen System der Ökonomie“ gefordert hatte, um „Amerika wieder groß zu machen“, könnte er – ironischerweise – von den Chinesen lernen, wie dieses System funktioniert.

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