Afghanistan: Niederlage der NATO eröffnet Potential für eine neue Ära

Die dramatischen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Einnahme Kabuls durch die Taliban und der demütigenden Niederlage und dem Rückzug der US-geführten NATO- Truppen in Afghanistan werden in westlichen Medien mit apokalyptischen Worten dargestellt. Entgegen dieser Hysterie stellte Helga Zepp-LaRouche jedoch im wöchentlichen Internetforum des Schiller-Instituts am 17.8. fest: „Das ist nicht das Ende der Welt.“ Vielmehr sei es vor allem für das afghanische Volk sehr gut, daß 40 Jahre Krieg nun endlich zu Ende gehen, und es öffne sich die Möglichkeit, Afghanistan in eine regionale Wirtschaftsperspektive einzubinden, um mit dem Wiederaufbau zu beginnen, z.B. im Rahmen von Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI).

Es bestehe nun eine echte Chance, „der Region Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung zu bringen“. Dies liege offensichtlich im Interesse der zentralasiatischen und benachbarten Staaten, und Rußland und China seien bereit, dabei zusammenzuarbeiten. Nun sei es an der Zeit, daß sich Europa und die USA anschließen.

Dies erfordere aber eine völlig andere Herangehensweise als bisher, warnte Zepp-LaRouche. Der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet habe zu Recht erklärt, dies sei das größte Versagen der NATO aller Zeiten, auch andere westliche Politiker reagierten nachdenklich. Sie müßten jedoch erkennen, daß die gesamte Außenpolitik seit dem 11. September 2001 – Regimewechsel-Kriege, „humanitäre Interventionen“, Versuche, „westliche Werte“ mit militärischen Mitteln durchzusetzen völlig gescheitert ist.

In Afghanistan selbst sei die Intervention von Anfang an schlecht definiert gewesen, es gab nie einen brauchbaren Kriegsplan. (Präsident Biden hat übrigens gerade offen erklärt, „Staatenbildung“ sei nie das Ziel des Krieges gewesen, nur der Schutz der USA vor weiteren Terrorangriffen. So ist es nicht verwunderlich, daß die afghanische Armee trotz der vielen Milliarden, die die NATO für deren Ausbildung ausgab, nicht bereit war, das „Marionettenregime“ in Kabul zu verteidigen, sondern sofort kapitulierte.)

Was die Machtübernahme der Taliban angeht, hat Zepp-LaRouche in dieser Sendung und bei anderen Gelegenheiten darauf hingewiesen, daß viel Hysterie verbreitet wird. Tatsächlich hat die Taliban-Führung eine Generalamnestie für die Mitglieder des früheren Regimes verkündet, Verbindungen zu terroristischen Gruppen abgebrochen, Botschaften und ausländische Staatsangehörige geschützt, usw. Wenn man ihnen wirtschaftliche Entwicklung in Aussicht stellt, insbesondere die Teilnahme an den BRI-Projekten, wird der Druck auf sie groß sein, diese Verpflichtungen einzuhalten.

Mehrere Verkehrsprojekte für das Land sind bereits durchgeplant und zur Umsetzung bereit. Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist enorm, angefangen beim Aufbau eines modernen Gesundheitssystems und der Verbesserung von Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion als praktikable Alternative zur Opiumproduktion, die während der NATO-Besatzung florierte.

Die USA und Europa könnten von einem solchen Ansatz nur profitieren, betonte Zepp-LaRouche, da deren Image durch das Afghanistan-Debakel schwer beschädigt sei. Wenn maßgebliche Institutionen und Persönlichkeiten „jetzt sagen würden: ,OK, wir haben einen Fehler gemacht, und wir werden unsere Meinung ändern. Wir werden mit Rußland und China beim Aufbau eines neuen Paradigmas zusammenarbeiten, bei dem die Souveränität respektiert wird und der Vorteil des Anderen Teil der Gleichung ist‘, dann könnten wir am Beginn einer schönen neuen Ära stehen. Und ich denke, das ist die Diskussion, die wir jetzt brauchen.“ (https://schillerinstitute.com/de/konferenz/)

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