Zwei britische Alpträume
Der Londoner Economist liefert Beispiele dafür, welche Alpträume die britische Kriegspolitik antreiben. Es geht um Entwicklungen, die die derzeitige, von der City und der Wall Street dominierte Weltordnung unwiderruflich beenden würden.
Der erste Artikel vom 11.7. trägt die Überschrift „Was würde Europa tun, wenn Trump gewinnt?“ Darin wird große Besorgnis ausgedrückt, ob der Krieg der NATO in der Ukraine weitergeht, falls Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wird. „Die Europäer erkunden auf der NATO-Tagung sogar einen Plan B“, weil Trump sagte, er werde den Krieg „in 24 Stunden“ beenden.
„Wie? Das hat er nicht gesagt, aber seine Worte implizieren, daß er die Militärhilfe für die Ukraine einstellt und Rußland die Früchte seiner Invasion läßt… In dem Fall könnte die Rückkehr eines ,entfesselten Trump‘ – ressentimentgeladener, organisierter und weniger zurückhaltend als in seiner ersten Amtszeit – für die Ukraine eine Katastrophe sein. Für Europa könnte es auch in anderer Hinsicht eine Katastrophe sein. Er könnte durchaus eine Drohung aus seiner ersten Amtszeit wahr machen, die NATO zu verlassen… Und die bloße Andeutung, er würde nicht für Verbündete kämpfen, könnte die Zerstörung der europäischen Ordnung vollenden, die Rußland anstrebt.“
Die europäischen Regierungen seien von drei Ängsten beherrscht: einem russischen Angriff, einer wirtschaftlichen Übernahme durch China und einem Imstichlassen durch Amerika. Die Europäer müßten dann entscheiden, ob sie ohne die USA die Kriegsanstrengungen für die Ukraine aufrechterhalten wollen. „Einige Diplomaten sagen, sie würden es tun, viele bezweifeln es.“
„Trumps Wahl wäre eine ,Katastrophe mit Ansage‘, sagt Constanze Stelzenmüller von der Brookings Institution, einer US-Denkfabrik. Nur wenige europäische Politiker haben eine gute Antwort darauf. Viele ignorieren es; andere beten, daß Trump sich als weniger destruktiv erweisen wird als befürchtet und vielleicht vom Kongreß und dem Pentagon gebremst wird. Einige sprechen davon, seine gemäßigteren Gefolgsleute zu umwerben.“
Der zweite Alptraum wird in einem Artikel vom 19.7. beschrieben, der Titel lautet „Was wäre, wenn China und Indien Freunde würden?“ Dort heißt es:
„Die Tektonik der Beziehungen zwischen den beiden Ländern im Himalaya verschiebt sich. Das jüngste Blutvergießen an der Grenze deutet auf eine zunehmende Feindseligkeit hin“, was dem Economist offensichtlich gefällt. Aber: „Blühende Wirtschaftsbeziehungen erzählen eine andere Geschichte, die Amerika und seine Verbündeten in Schwierigkeiten bringen könnte.“ O je, was tun, wenn Frieden ausbricht?
„Die Hoffnung amerikanischer und verbündeter Beamter ist, daß Indiens anhaltende Reibereien mit China das Land unwiderruflich in eine demokratische Koalition drängen, die entschlossen ist, die chinesische Macht zu beschränken.“ Aber „was ist, wenn sie einen Weg finden, den Grenzstreit beizulegen?“
Das Blatt erinnert gerne an das Scharmützel im Jahr 2020, das zwei Dutzend Grenzsoldaten das Leben kostete und in Indien eine Welle antichinesischer Maßnahmen auslöste. Dennoch wachsen Chinas Investitionen und Handel mit Indien weiter. Die Aussicht, daß die beiden asiatischen Riesen einen Weg zur Zusammenarbeit finden, wäre ein Ärgernis für die vom Empire geführten Mächte, die „Indien als Gegengewicht zu China sehen“.