Zepp-LaRouche: Afghanistan braucht einen vollkommen anderen Ansatz

Das Abschlußkommuniqué des NATO-Gipfels am 14.6. in Brüssel bestätigte offiziell das Ende des Militäreinsatzes der Allianz in Afghanistan und verkündete einen höchst zweifelhaften „Sieg“. Zuvor hatte US-Präsident Biden im April angekündigt, die US-Truppen schrittweise abzuziehen – nach zwei Jahrzehnten „Aufstandsbekämpfung“, die schätzungsweise 2,6 Bio. $ gekostet hat! Bis zum 1.7. zogen Deutschland sowie Italien ihre letzten Truppen ab, und es sind nur noch sehr wenige europäische Streitkräfte vor Ort. Die Zukunft des Landes ist nun sehr fraglich. In allen Nachbarländern, aber auch in China und Rußland ist die Angst vor einer Macht übernahme der Taliban und einem gefährlichen Anstieg der terroristischen Aktivitäten in der Region groß.

Helga Zepp-LaRouche wurde in einem Interview mit Zhong Shi für „Asia Today“ auf CGTN, das am 3.7. ausgestrahlt wurde, um ihre Einschätzung der Lage gebeten (https://www.cgtn.com/tv/replay?id=CCfBcA).

Sie sagte, wahrscheinlich werde ein Bürgerkrieg zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban ausbrechen – letztere unterstützt von ISIS-Kräften, die bereit sind, auf Kabul zu marschieren. Deshalb „denke ich, daß es einen anderen Ansatz erfordert. Etwas ganz anderes, als sich einfach zurückzuziehen und den Ort so zu lassen, wie er ist.“ Zepp-LaRouche hinterfragte die Beweggründe für die Entscheidung der NATO. Der Rückzug aus Afghanistan und die teilweise Reduzierung der Logistik Washingtons am Persischen Golf sei Teil der Verlagerung auf den Pazifik, gegen Rußland und China. „Es ist also nicht per se eine Afghanistan-Politik, sondern eher eine Politik, die von geostrategischen Überlegungen geleitet wird. Ich denke, das ist auch ein Weg in die Katastrophe.“

Ein weiteres Problem sei die Opiumproduktion in Afghanistan, die etwa 85 % des gesamten Weltangebots liefert. Allein im letzten Jahr sei diese um 45 % gestiegen, und es sei zu erwarten, daß die Taliban Produktion und Handel weiter steigern werden, um ihre Militäroperationen zu finanzieren. „Die vielen Süchtigen werden auf den Straßen der Vereinigten Staaten und Europas sterben.“
Der Krieg in Afghanistan sei militärisch nicht zu gewinnen, betonte Helga Zepp-LaRouche. „Das hat die Sowjetunion bewiesen, die das zehn Jahre lang versuchte, und jetzt die Vereinigten Staaten und die NATO seit 20 Jahren.“ Man brauche einen völlig anderen Ansatz.

„Die einzige Möglichkeit zur Stabilisierung der Lage besteht darin, Afghanistan, aber auch der gesamten Region – Irak, Syrien, Jemen, all diesen Ländern, die durch die endlosen Kriege zerstört wurden – echte wirtschaftliche Entwicklung zu bringen. Man könnte das als eine Region betrachten.“ Das Terrorismus- und Drogenproblem „betrifft alle Länder – die Vereinigten Staaten, Rußland, China, Iran, Indien. Sie alle sollten für eine wirtschaftliche Entwicklungsperspektive zusammenarbeiten. Man könnte die Gürtel- und Straßen-Initiative, die Neue Seidenstraße … ausweiten, um Afghanistan zu entwickeln.“

Sie schlug eine Sonderkonferenz des UN-Sicherheitsrates vor, um zu beraten, „wie man verhindern kann, daß Afghanistan zu einer Quelle von Terrorismus, Drogenhandel und einfach einem Alptraum für alle wird. Und wie man aufhören kann, in Begriffen der geopolitischen Konfrontation zu denken, und sich auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit konzentriert.“

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