Will Deutschland Hauptziel russischer Gegenangriffe werden?
Den spärlichen offiziellen Informationen zufolge ging es beim Besuch des neuen britischen Verteidigungsministers John Healey bei seinem Amtskollegen Boris Pistorius in Berlin um eine „verstärkte Verteidigungszusammenarbeit“ mit einer Vereinbarung, deren genauer Inhalt nicht bekanntgegeben wurde. Laut der Londoner Times geht es dabei um die Entwicklung von Langstrecken-Präzisionswaffen mit 3000 km Reichweite, die russische Atomwaffenorte treffen können und in Deutschland stationiert werden sollen.
Die Times zitiert einen britischen Verteidigungsexperten, „alle Optionen liegen auf dem Tisch“, und in der Pressemitteilung des Verteidigungsministeriums heißt es, das Dokument sei die „umfassendste gemeinsame Verteidigungserklärung, in der eine engere Zusammenarbeit als erster Schritt einer tiefgreifenden neuen deutsch-britischen Verteidigungsbeziehung vereinbart wird“.
Zusammen mit anderen Vereinbarungen macht die Healey-Pistorius-Erklärung Deutschland zum Hauptstationierungsort für NATO-Raketen, die auf Rußland zielen. Am Rande des jüngsten NATO-Gipfels in Washington schloß die Bundesregierung ein Abkommen mit Polen, Italien und Frankreich über europäische Langstreckenwaffen (European Long Strike Approach, ELSA), das die Entwicklung von Marschflugkörpern mit 1000 km und mehr Reichweite vorsieht. Großbritannien hat sich diesem Raketenbündnis bereits angeschlossen, von Schweden und Spanien wird dies erwartet.
Die Waffe könnte der neue landgestützte Marschflugkörper Land Cruise Missile (LCM) sein, der nach Angaben des deutschen Unternehmens MDBA auf dem existierenden schiffsgestützten Naval Cruise Missile (NCM) basiert. Er solle die einzigartigen Fähigkeiten des NCM bieten, wie Präzision auf sehr große Entfernung, erfolgreiches Durchdringen integrierter Luftabwehr und hohe Letalität gegen Ziele.
Diese neue Waffe würde zu den Langstreckenraketen hinzukommen, die die USA ab 2026 in Deutschland stationieren wollen, wie ein am Rande des NATO-Gipfels unterzeichnetes bilaterales Abkommen besagt. Ein Parallelprojekt in Polen ist angedacht.
Während einer Marineparade in St. Petersburg am 28.7. ließ Präsident Putin die USA wissen, daß Moskau das einseitige Moratorium für die Stationierung von Mittelstreckenwaffen aufkündigen wird, sobald die USA mit der Stationierung von Langstreckenraketen in Deutschland beginnen.
Es liegt sicher nicht im Interesse der Deutschen, ihr Land zur wichtigsten Abschußrampe für NATO-Raketen zu machen, die innerhalb von 10 Minuten russisches Territorium erreichen können, womit es umgekehrt zum Hauptziel russischer Raketen wird, die ebenfalls innerhalb von 10 Minuten zuschlagen können…