Wenn die Energieblase platzt…

Wenn man dieser Tage das Wort „Lehman“ googelt, erhält man jede Menge Ergebnisse, die sich auf das drohende Platzen der finanziellen Energieblase beziehen. Dies erinnert an die Insolvenz von Lehman Brothers 2008, die beinahe das gesamte Finanzsystem zu Fall gebracht hätte. Heute kämpfen Versorgungsunternehmen, die auf dem Gas-Terminmarkt Geschäfte machen, mit Nachschußforderungen, die sie sich nicht leisten können. „Wenn der Preis um den Faktor 10 steigt, hat man plötzlich einen enormen Liquiditätsbedarf, um seine Sicherheiten zu decken. Und das ist etwas, dem niemand entkommen kann“, erklärte Kristian Ruby, Generalsekretär des Verbands der Elektrizitätswirtschaft in der EU, Eurelectric.

Die Versorger verkaufen den Großteil ihres Stroms Jahre im voraus, um einen bestimmten Preis zu garantieren. Dazu müssen sie als Sicherheit eine „Mindestmarge“ auf einem Konto hinterlegen, für den Fall, daß sie mit Zahlungen in Verzug geraten, bevor der Strom tatsächlich erzeugt und verbraucht wird.

Eine Nachschußforderung (Margin Call) folgt, wenn der Kontostand unter die erforderliche Mindesteinlage für ein Geschäft fällt. Dann müssen Unternehmen das Geschäft mit mehr eigenem Geld absichern. Steigende Gaspreise resultieren in einem entsprechend steigenden Bedarf an Sicherheiten. Das staatliche norwegische Versorgungsunternehmen Equinor schätzt, daß die Branche in diesem Monat mindestens 1,5 Bio. $ Notfall-Liquidität benötigt. Andernfalls wird dies ein weiterer „Lehman-Moment“ sein.

Am 10.9. unterstützte EZB-Chefin Christine Lagarde die Forderung nach zusätzlicher Liquidität, sagte jedoch, daß nicht ihre Bank, sondern die Regierungen diese bereitstellen sollten. Mit anderen Worten: eine Rettungsaktion mit Steuergeldern. Die EU-Energieminister genehmigten auf Empfehlung der Kommission auf ihrer außerordentlichen Sitzung am 9.9. „Liquiditätshilfe“ für Energieunternehmen.

Wir stehen also vor einer möglichen Wiederholung der großen Rettungsaktion von 2008, als die Regierungen beschlossen, Megabanken und Hedgefonds zu retten, anstatt das bankrotte Finanzsystem zu reformieren. Dies hat das Problem nur verschlimmert, die weltweite Verschuldung erhöht und die Kreditvergabe an die Realwirtschaft verringert.

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