Warum die Briten einen „Amerikanischen Reflex“ unter Trump fürchten

Ein Gastkommentar von Bronwen Maddox, Direktorin des Royal Institute of International Affairs (RIIA), in der Financial Times vom 30.8. spiegelt den Grad der Panik unter den Repräsentanten der City und der britischen Geheimdienste wider. Unter der Überschrift „US-Verbündete müssen sich die Trump-Frage klarmachen“ befaßt sie sich mit der „Bedrohung“ europäischer Interessen durch Donald Trump, der in Umfragen Favorit für die US-Präsidentschaftswahl 2024 ist. Dies sollte „Großbritannien und seine Verbündeten zu einem außenpolitischen Umdenken veranlassen“.

Sie schreibt: „Die britische Außenpolitik basiert, wie die in weiten Teilen Europas und in vielen anderen Demokratien, auf der Annahme, daß die USA in gewisser Weise immer dieselben bleiben. Ihre Präsidenten, ihre Politik, ihre jeweiligen Kriege kommen und gehen. Aber Amerika hält das Prinzip der internationalen Institutionen aufrecht, auch wenn es gegen einige davon wettert oder sie nur sporadisch finanziert. Vor allem für die NATO übernimmt es weiterhin den größten Teil der Kosten. Diese Annahmen werden durch eine erneute Wahl von Donald Trump in Frage gestellt.“

In einer zweiten Amtszeit hätte Trump „eine völlig andere Vorstellung von Amerikas Rolle in der Welt und dem Wesen der Demokratie im eigenen Land sowie der Rechtsstaatlichkeit im In- und Ausland. Und die US-Wähler, die ihn gewählt haben, hätten das auch.“

Dies zeigt, was die imperialen Eliten Londons wirklich fürchten, nämlich eine andere Rolle Amerikas, weg vom „business as usual“, als eine ernste Bedrohung für die „unipolare Ordnung“, von der Großbritannien und die NATO abhängen. Es wäre das Ende der US-Unterstützung für den Ukraine-Krieg und für die Regimewechsel-Putsche gegen Länder, die sich der unipolaren Ordnung widersetzen, etc. Lyndon LaRouche hat das einmal als den „Amerikanischen Reflex“ bezeichnet, der US-Präsidenten in der Vergangenheit als Ansporn diente, in der Außenpolitik nicht mehr blind die Interessen der anglo-amerikanischen Oligarchie zu vertreten.

Donald Trump als Person erscheint zwar vielen europäischen Eliten als Problem, für die er unberechenbar und unkontrollierbar ist oder sogar als Putins Marionette gilt, aber er hat in den vier Jahren seiner Präsidentschaft sein Versprechen, den „Sumpf“ der US-Politik auszutrocknen – d.h. die permanente Bürokratie oder den sog. „Tiefen Staat“ auszuschalten – bei weitem nicht erfüllt. Diese Schattenregierung arbeitet eng mit dem britischen Establishment zusammen, wie die Machenschaften britischer Geheimdienstkreise hinter den Kulissen beim „Russiagate“ zeigen. Ein perfektes Beispiel ist die Rolle des ehemaligen MI6-Agenten Christopher Steele bei den gefälschten Dokumenten, die Trump als „von Putin erpreßt“ hinstellen sollten.

Aber jetzt, da die Nationen des Globalen Südens die ausländische, neokoloniale Einmischung in Wahlen und Regierungspolitik nicht mehr dulden, könnte der amerikanische Reflex wieder die Oberhand gewinnen. Wenn die afrikanischen Nationen die antikoloniale Haltung einnehmen, die einst mit der Amerikanischen Revolution verbunden war, warum sollten es die Amerikaner es nicht auch können?

Für Brownwen Maddox und das RIIA ist der „Amerikanische Reflex“ eindeutig eine Bedrohung für die derzeitige Weltordnung und muß unterdrückt werden. Man sollte sich dazu die Bedeutung des RIIA ins Gedächtnis rufen, das 1920 nach dem Ersten Weltkrieg als führende außenpolitische und nachrichtendienstliche Einrichtung der Regierung Seiner Majestät gegründet wurde und diese Rolle auch heute noch innehat.

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