Von der Jacht der Queen zum König der EU?

Vor 30 Jahren, am 2.6.1992, begann ein recht junger Generaldirektor des italienischen Finanzministeriums namens Mario Draghi seine Karriere im Dienste des Empire, als er an Bord von Königin Elisabeths Jacht Britannia ging, die vor dem italienischen Hafen Civitavecchia (Rom) vor Anker lag, um vor ausgewählten Bankern der City und italienischen Unternehmern die Hauptrede über italienische Privatisierungen zu halten. Draghi erläuterte die Absichten der Regierung unter Giuliano Amato, den Großteil der umfangreichen Staatsindustrie des Landes (damals mehr als ein Drittel der Volkswirtschaft) zu privatisieren, sobald der politische Widerstand überwunden würde.

Ende 1992 deckte EIR in einem Bericht dieses „Britannia-Komplott“ auf, was landesweit Aufsehen erregte, woraufhin das besorgte Parlament Draghi vorlud und eine Erklärung verlangte. Trotz des Aufsehens in der Öffentlichkeit konnten er und seine Mentoren den Privatisierungsplan jedoch durchsetzen, der als Voraussetzung für Italiens Beitritt zum Euro hingestellt wurde. Tatsächlich sahen die EU-Verträge eine sog. „Konvergenz“ vor, die beinhaltete, die Staatsverschuldung abzubauen und staatliche Subventionen für die Wirtschaft abzuschaffen. Rom wurde aufgefordert, den großen Staatssektor zu veräußern und die Einnahmen zum Schuldenabbau zu verwenden. Hätte Italien, ein Gründungsmitglied der Europäischen Gemeinschaft, die Beitrittsbedingungen nicht erfüllt, wäre der Euro wahrscheinlich nie geboren worden.

Bald darauf wurde das politische System Italiens durch politisch motivierte Justizermittlungen, genannt „Saubere Hände“, erschüttert, und eine Reihe von Regierungen unter nicht gewählten Technokraten setzten den von Draghi und Amato entworfenen Plan um. In den folgenden zehn Jahren fungierte Draghi selbst als Leiter des „Privatisierungsausschusses“ und verscherbelte Banken, Stahlwerke, Kommunikationsnetze, Autobahnen, Energieversorgung, Verkehrsbetriebe usw.

Darüber hinaus entwarfen Draghi und Amato eine Bankenreform mit einer Aufhebung der Trennung zwischen Geschäfts- und Investmentbanken (einem Gesetz aus dem Jahr 1936 nach dem Glass-Steagall-Modell). Draghi wurde dann Europa-Direktor von Goldman Sachs, dann Chef der Bank von Italien und schließlich Chef der Europäischen Zentralbank, wo er unter dem Motto „Wir tun alles“ die Geldmengenausweitung einleitete.

Heute, als italienischer Ministerpräsident, ist Draghi beauftragt worden, „alles zu tun“, um die nächste Phase des geopolitischen Projekts EU einzuleiten. Er hat dafür gesorgt, daß Italien bereit ist, einen Teil seiner Staatsschulden in Auslandsschulden umzuwandeln, indem es sog. EU-Konjunkturanleihen aufnimmt, die den Märkten unter dem Etikett der EU verkauft werden.

Außerdem war Draghi die treibende Kraft bei der Sanktionspolitik gegen Rußland. Mehreren Berichten zufolge schlug er dem Europäischen Rat vor, die Auslandsguthaben der russischen Zentralbank zu beschlagnahmen, und überzeugte dann persönlich US-Finanzministerin Janet Yellen, mitzumachen.

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