USA rüsten für präventiven Nuklearkrieg
Der führende amerikanische Atomwaffenexperte Dr. Ted Postol schlägt in einem Artikel auf Responsible Statecraft vom 29.8. Alarm wegen der neuen Nuklearstrategie, die von der Regierung Biden im März verabschiedet wurde (vgl. SAS 35/24). Das Dokument ist streng geheim, doch die New York Times enthüllte am 20.8. einige Aspekte daraus, allem voran das Vorhaben, Rußland, China und Nordkorea gleichzeitig „abzuschrecken“.
Postol, emeritierter Professor für nationale Sicherheit am MIT, schreibt dazu, die Strategie basiere auf einem Programm, das vor zwei Jahrzehnten begonnen hat. Dabei handele es sich um weit mehr „als nur um eine ,gewisse Modernisierung‘ von Waffenkomponenten, sondern um einen dramatischen Schritt hin zu der Fähigkeit, Atomkriege gegen China und Rußland zu führen und zu gewinnen“. (Hervorhebung hinzugefügt)
Diese „enorme Verbesserung“ der nuklearen Feuerkraft werde durch technische Ergänzungen („super-fuze“) für Interkontinentalraketen erreicht, welche die Zerstörungskraft der von ihnen abgefeuerten Sprengköpfe drastisch erhöhen und es – auf dem Papier – sogar möglich machen, alle russischen und chinesischen landgestützten Nuklearsilos gleichzeitig auszuschalten. Der Artikel enthält technische Details über die Technologie.
Postol warnt: „Wenn die Entwicklung und der Einsatz solcher Präventivschlagtechnologien mit irreführenden Begriffen wie ,Verbesserung der Abschreckung‘ umschrieben wird, kann das die militärische und politische Führung Rußlands und Chinas nicht täuschen. Vielmehr bleibt ihnen keine andere Wahl, als über Wege zur Abschreckung eines gefährlichen, auf Präemption ausgerichteten, atomar bewaffneten Landes USA nachzudenken, das ständig nach besseren Wegen zur ,Ausschaltung‘ großer Teile ihrer Atomstreitkräfte sucht.“ Das sei wahrscheinlich der Grund, warum Präsident Putin die Entwicklung der „ultimativen Waffe des Jüngsten Gerichts“, des unbemannten U-Boots Poseidon, genehmigt hat.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte am 27.8. nochmals, die Eskalation der NATO-Angriffe auf Rußland, wie die nominell ukrainische Invasion bei Kursk, veranlasse Moskau zu einer „Verfeinerung“ seiner Nukleardoktrin, die bisher den Atomwaffeneinsatz nur als Reaktion auf einen feindlichen Angriff mit Kernwaffen oder anderen Massenvernichtungswaffen erlaubt, oder wenn Rußlands Existenz als souveräne Nation anderweitig bedroht ist. Vizeaußenminister Sergej Rjabkow bekräftigte gegenüber TASS am 31.8., Moskau überarbeite seine Nukleardoktrin als „wichtigsten Aspekt unserer nationalen Sicherheit“.
Prof. Postol, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit der Wirkung von Kernwaffen befaßt, schließt mit einer drastischen Warnung: „Egal wie erfolgreich ein geplanter präventiver Nuklearangriff auf dem Papier aussehen mag, die Realität eines Atomkriegs, der in dem wahnhaften Glauben begonnen wird, er sei zu gewinnen, wird eine globale Zerstörung von so großem Ausmaß sein, daß das Ende der menschlichen Zivilisation nicht auszuschließen ist.“