Sri Lanka hat ein Schuldenproblem, aber nicht wegen China

Im April mußte Sri Lanka wegen der steigenden Lebensmittel- und Treibstoffpreise, zusätzlich zu den Folgen der Corona-Pandemie, die Bedienung ausländischer Anleihen einstellen, kurz darauf erklärte die Zentralbank vorsorglich die Zahlungsunfähigkeit des Landes. Monatelang fehlten der Regierung die Devisen für lebenswichtige Importe, was eine Massenprotestbewegung auslöste, die Anfang Juli zum Rücktritt des Präsidenten und des Ministerpräsidenten führte.

Westliche Denkfabriken und Mainstream-Medien machen seit längerem China für die Krise verantwortlich und nennen den Ausbau des Hafens von Hambantota als Beispiel für „Chinas Schuldenfalle-Diplomatie“. Recherchen des EIR-Redakteurs Hussein Askary anhand seit 2019 erschienener offizieller Berichte zeigen jedoch, daß dieses Narrativ völlig falsch ist.

China hält nur 10% der Auslandsschulden Sri Lankas. Wem gehört der Rest? Laut amtlichen Statistiken war die Zusammensetzung (in Prozent) im April 2021 wie folgt: Internationale Kapitalmarktanleihen 47%, Asiatische Entwicklungsbank 13%, China 10%, Japan 10%, Weltbank 9%, Andere Länder 11%.

Die vier Hauptursachen der Krise sind:

  1. Übermäßige Kreditaufnahme auf den Anleihemärkten, vor allem bei westlichen Finanzfirmen wie den amerikanischen und britischen Giganten BlackRock und Ashmore, macht den größten Teil der Auslandsschulden aus (47%). Um einen Teil der 2017 fälligen Schulden zurückzuzahlen, bot die Regierung den Hafen von Hambantota zur Pacht an. China nahm das Angebot für rund 790 Mio.$ an – das Geld wurde zur Schuldenrückzahlung an die internationalen Märkte verwendet.
  2. Das Handelsdefizit: Sri Lanka ist stark von der Einfuhr von Öl, Gas und Raffinerieprodukten für Transport und Stromerzeugung abhängig, und die Preise sind stark gestiegen. Das Land exportiert vor allem Textilien, doch die Rohstoffe und Maschinen für die Produktion werden importiert. Chemische Düngemittel sind ein weiterer wichtiger Einfuhrposten. Die Gesamtkosten der Einfuhren haben sich (in Dollar) von 2020 bis 2021 verdoppelt.
  3. Zusammenbruch des Tourismussektors aufgrund des Terrorismus (insbesondere der Anschläge im April 2019) und der COVID-19-Pandemie. 2018 besuchten 2.333.796 Touristen Sri Lanka, 2021 stürzte die Zahl auf 194.495 Touristen ab, mit einem entsprechenden Einbruch der Einnahmen.
  4. Rückgang der Überweisungen aus dem Ausland: Wegen der Auswirkungen von COVID-19 auf den globalen Dienstleistungssektor, wo im Ausland tätige Arbeitnehmer aus Sri Lanka in der Regel beschäftigt sind, schrumpften die Überweisungen zwischen 2020 und 2021 um fast 30%.

Der einzige Ausweg für Sri Lanka ist die Entwicklung seiner Realwirtschaft mit Investitionen in Infrastruktur, Industrie und moderne Landwirtschaft. Der Westen sollte dazu beitragen, anstatt China für sein Angebot zur Zusammenarbeit im Rahmen der Gürtel- und Straßen-Initiative zu kritisieren.

Den ausführlichen Artikel von Hussein Askary finden Sie hier.

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