Schweizer Militärexperte spricht mit EIR über die reale Neonazi-Gefahr in der Ukraine

Der Schweizer Oberstleutnant a.D. Ralph Bosshard hat das Neonazi-Phänomen in der Ukraine persönlich erlebt. Bosshard war 2014 leitender Planungsoffizier in der OSZE-Sonderbeobachtungsmission in der Ukraine und 2014-17 militärischer Sonderberater des Ständigen Vertreters der Schweiz bei der OSZE und des Schweizer Botschafters in Kiew. Bosshard sprach darüber letzte Woche in einem Interview mit EIR, das in der kommenden Ausgabe erscheint.

Bosshard erklärt, die russische Öffentlichkeit sei fest überzeugt, daß die wirtschaftlichen und politischen Sanktionen des Westens darauf abzielen, „die derzeitige politische Führung des Landes zu beseitigen, sie durch eine prowestliche zu ersetzen und schließlich das Land zu spalten“. Die russische Nukleardoktrin besage, daß Atomwaffen „nur dann eingesetzt werden dürfen, wenn die Existenz Rußlands bedroht ist. Ob die russische Regierung von außen initiierte Unruhen als Angriff von außen wertet, ist derzeit unklar, aber ich würde nicht versuchen, es herauszufinden.“

Oberstleutnant Bosshard verurteilt den russischen Einmarsch in der Ukraine, erinnert jedoch daran, daß Kiew die Minsker Vereinbarungen unter offenem Bruch des Völkerrechts für null und nichtig erklärte und möglicherweise einen neuen Angriff auf den Donbaß vorbereitet hatte. Für den Kreml wäre ein NATO-Beitritt der Ukraine inakzeptabel, und möglicherweise sei man dort im vergangenen Herbst zu dem Schluß gekommen, daß dies nicht mehr zu verhindern sei, und habe sich deshalb zur Intervention entschlossen.

Weiter erklärte Bosshard: „Tatsächlich gibt es in der ukrainischen Gesellschaft eine vermeintlich patriotische – ich würde eher sagen nationalistische – Strömung, die sich nur schwer von der Ideologie des Nationalsozialismus abgrenzen läßt. Die Tatsache, daß alte und junge Nazis in der Ukraine – und leider auch in einigen westlichen Ländern – ungestört in ihren Erinnerungen schwelgen können, wird in Rußland dahingehend interpretiert, daß sich Rußland wieder einmal in einem Überlebenskampf gegen den Nationalsozialismus befindet.“

Aus persönlicher Erfahrung fügte er hinzu: „Bei meinen zahlreichen Reisen in die Ukraine und insbesondere in die Krisenregion Ostukraine stieß ich auf Kämpfer, die aus ihrer neonazistischen Gesinnung keinen Hehl machten. Es war nicht verwunderlich, daß diese Leute die ersten waren, die sich an einer Aufstandsbekämpfungsaktion gegen die russischsprachige Bevölkerung im Osten beteiligten. In Rußland befürchtet man, daß diese Extremisten dank ihrer Bewaffnung und internen Organisation auch in Zukunft die ukrainische Politik bestimmen und den Kampf gegen alles Russische zum Dauerzustand machen könnten.“

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