Orbán spricht offen über den Zusammenbruch des westlichen Systems
Bei einem Festakt in Rumänien am 27.7. hat der ungarische Ministerpräsident einige bemerkenswerte Punkte angesprochen, die hoffentlich von anderen europäischen Regierungen gelesen und bedacht werden. Auch wenn man Viktor Orbáns Haltung zu anderen Fragen ablehnen mag, beweist er hier weitaus mehr Einsicht als seine europäischen Amtskollegen.
Zum Abschluß einer traditionellen Sommeruniversität von ungarischen NGOs und Organisationen der ungarischen Minderheit im rumänischen Baile Tusnad erklärte er: „Wir stehen vor einem weltweiten Systemwechsel. Und das ist ein Prozeß, der von Asien ausgeht. Um es kurz und simpel auszudrücken: In den nächsten langen, langen Jahrzehnten, vielleicht sogar Jahrhunderten – auch das vorherige Weltsystem überlappte sich 500 Jahre – wird Asien das dominierende Zentrum der Welt sein. China, Indien, Pakistan, Indonesien und so weiter…“
Orbán erinnerte an das Scheitern der westlichen Rußland-Sanktionen. „Auch jetzt noch äußert der Westen die Erwartung, gibt die Anweisung, daß die Welt gegen Rußland Stellung beziehen und dem Westen auf moralischer Basis beistehen soll. Im Gegensatz dazu hat sich die Realität so entwickelt, daß alle langsam Rußland unterstützen.“ Bei einigen Ländern sei das nicht überraschend, aber von anderen, wie Indien oder dem NATO-Mitglied Türkei und der muslimischen Welt, komme es völlig unerwartet.
Rußland habe eine „hyper-rationale Staatsführung“, die „verständlich und vorhersehbar“ sei. „Auf der anderen Seite ist das Verhalten des Westens… unverständlich, es ist nicht vorhersehbar. Der Westen hat keine Führung, sein Verhalten ist nicht rational, und er kann mit der Situation nicht umgehen.“
Orbán brachte auch zur Sprache, daß der Westen Ländern auf der ganzen Welt LGBTQ-Rechte aufzwingt und diejenigen, die sich weigern, als „rückständig“ verurteilt. Die Mehrheit sei jedoch anderer Meinung, und deshalb sei Putins stärkste taktische Waffe sein Widerstand gegen die Versuche des Westens, diese Ideologie durchzusetzen.
Der Ministerpräsident erinnerte auch an die Sabotage des Nord-Stream-Projekts als weiteren Beweis für die Doppelzüngigkeit und Korruption des Westens: „Wir haben die Sprengung der Nord Stream-Pipeline widerspruchslos hingenommen; Deutschland selbst hat einen Terrorakt gegen sein eigenes Eigentum – der offensichtlich auf Anweisung der USA durchgeführt wurde – widerspruchslos hingenommen, und wir sagen kein Wort dazu, wir untersuchen es nicht…“ Ebenso „haben wir im Fall der Telefonüberwachung von Angela Merkel, die mit Hilfe Dänemarks durchgeführt wurde, nicht das Richtige getan. Dies ist also nichts anderes als ein Akt der Unterwerfung“.