Ohne Kurswechsel wird der Westen an zwei Fronten verlieren

Zwei wichtige Treffen haben die dritte Januarwoche geprägt: das jährliche Treffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos (16.-20.1.) und das Treffen der „Liga für die Ukraine“, wie US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die Konferenz der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein am 20.1. nannte. Was die Ergebnisse anbelangt, sah es mindestens anfangs so aus, als wären beide Treffen völlige Fehlschläge. Während beim Milliardärsclub in Davos nur sehr wenige politische Führer anwesend waren, endete das Treffen in Ramstein ohne eine Entscheidung Deutschlands über die Lieferung von Leopard-II-Panzern an die Ukraine. Nach vier Tagen intensiven Drucks aus Washington und einer drohenden Regierungskrise hat Berlin unbestätigten Berichten zufolge kapituliert und beschlossen, 14 Leopard-2-Panzer zu schicken. Und es gab grünes Licht für ein größeres Kontingent aus Polen und anderen Ländern (s.u.). Berlin begründete dies mit der – ebenfalls unbestätigten – Entscheidung der USA, einige hochmoderne Abrams-Panzer zu entsenden, eine ursprünglich von Berlin gestellte Bedingung für die Teilnahme an der Eskalation.

Es scheint, daß die deutsche Führung die Lehren von Stalingrad nicht gelernt hat und nicht auf die Warnungen ihrer Militärs hört (s.u.). Doch jenseits der absurden Behauptung, einige hundert moderne Panzer könnten den Krieg in der Ukraine noch wenden, ist sich auch das US-Militär bewußt, daß der Krieg verloren ist, und fordert die politische Führung auf, eine gesichtswahrende Lösung zu finden. So hat unter militärischen und strategischen Analysten im Westen eine Diskussion darüber begonnen, wie die Situation aussehen wird, wenn Rußland mit seiner erwarteten „Frühjahrsoffensive“ den gesamten Donbaß einnehmen kann. Einige erinnern an den Koreakrieg, der mit einem Waffenstillstand und einem eisernen Vorhang am 38. Breitengrad endete. Das Land wurde geteilt, beide Teile blieben hochgerüstet, und noch heute, 70 Jahre später, gibt es keinen Friedensvertrag!

Das Treffen in Davos offenbarte die eigentliche Dynamik hinter dem westlichen Kriegskurs gegen Rußland: Man braucht den Krieg, um das Finanzsystem zu erhalten. Die kanadische Finanzministerin Chrystia Freeland ließ die Katze aus dem Sack, als sie in einer Diskussionsrunde erklärte, ein Sieg im Krieg in der Ukraine würde einen „enormen Schub für die Weltwirtschaft“ bedeuten (s.u.). Man beachte, daß Freeland nicht irgendeine Teilnehmerin, sondern Mitglied des WEF-Kuratoriums ist. Ihre Äußerungen offenbaren den verzweifelten Zustand einer Weltwirtschaft, der durch die Geldpolitik, mit der die Zentralbanken die Inflation bekämpfen möchten, der Kollaps droht. Sie bestätigen auch, was wir in diesem Nachrichtenbrief schon immer betont haben: Der Great Reset des WEF ist nichts anderes als eine moderne Version der Schachtschen Wirtschaft, basierend auf einer grünen Blase und Rüstungsausgaben.

Moskau hatte gewarnt, daß es die deutsche Entscheidung, moderne Panzer zu liefern, als Überschreiten einer roten Linie betrachten werde. Duma-Sprecher Wjatscheslaw Wolodin erklärte, Rußland würde mit noch stärkeren Waffen antworten: „Das Argument, daß die Atommächte bisher keine Massenvernichtungswaffen in lokalen Konflikten eingesetzt haben, ist unhaltbar. Denn diese Staaten befanden sich nicht in einer Situation, in der die Sicherheit ihrer Bürger und die territoriale Integrität des Landes bedroht waren.“

Der Unterschied zwischen heute und dem Koreakrieg besteht darin, daß damals Präsident Eisenhower im Weißen Haus saß und entschied, den Konflikt zu beenden. Eine solche Figur fehlt heute. Deshalb mobilisiert das Schiller-Institut für eine neue Konferenz über globale Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung in der Tradition der Helsinki-Konferenz. Nehmen Sie dazu an unserem Internetforum am 4.2. teil (s.o.).

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