Östliches Wirtschaftsforum in Wladiwostok festigt Rußlands Abwendung von Europa

Das 9. jährliche Östliche Wirtschaftsforum vom 3.-6.9. im russischen Wladiwostok begrüßte über 7000 Gäste aus 75 Ländern, vor allem hochrangige Regierungs- und Wirtschaftsvertreter. Insgesamt wurden 258 Abkommen im Wert von 5,4 Bio. Rubel (5,4 Mrd.€) unterzeichnet, dabei lag der Schwerpunkt auf dem Bau eines großen neuen Chemiekomplexes in der Republik Komi und eines neuen Holzverarbeitungskomplexes auf Sachalin.

Die Republik Komi liegt im äußersten Nordosten des europäischen Rußlands, nahe der Nordostpassage zum Pazifik; sie ist reich an Bodenschätzen, Erdöl, Erdgas, Bauxit, Gold und Diamanten, und ihre wichtigste Industrie sind Holz und Holzprodukte. Die Insel Sachalin vor der russischen Pazifikküste ist ebenfalls reich an Öl- und Gasvorkommen, Kohle, Holz, Gold und Eisenmetallen.

In seiner Rede auf dem Forum am 5.9. sagte Präsident Putin, die Entwicklung des russischen Fernen Ostens am Pazifik eröffne einen neuen Bereich für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, da sie den Handel und den Austausch mit dem asiatisch-pazifischen Raum, Südostasien und dem Indischen Ozean fördert, was durch zunehmenden Handel und Investitionen mit China erleichtert werde.

Damit wird heute der Traum des großen russischen Staatsmanns Sergej Witte (1849-1915), der zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn das Entwicklungsprogramm für Sibirien begann, in einer Welt verwirklicht, die es damals nur in seiner Vorstellung gab. Angesichts des rücksichtslosen Vorstoßes des Westens, Rußland den Großmachtstatus zu nehmen oder sogar vollständig zu vernichten, ist Wittes Vision heute eine Notwendigkeit.

Putin machte deutlich, daß ein solches Entwicklungsprogramm ganz oben auf der wirtschaftlichen und politischen Agenda der Nation steht, und verwies auf „die objektiven Trends, die in der Weltwirtschaft an Dynamik gewinnen, wenn sich die wichtigsten Geschäftsbeziehungen, Handelswege und die Gesamtentwicklung immer mehr nach Osten und in den Globalen Süden verlagern“.

Die Transsibirische Eisenbahn und ihre aus der Sowjetzeit stammende Ergänzung, die Baikal-Amur-Magistrale (BAM), werden aufgewertet, indem die gesamte Strecke zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert wird. Straßen und Autobahnen zur Verbindung der Region mit dem europäischen Rußland und der Kommunikation innerhalb von ihr sind ebenfalls in Planung. Neben einem neuen Tiefseehafen werden neue Hafenstädte an der Nordostpassage durch die Arktis gebaut. Dafür und für die neuen Industrien, die im Zuge dieser Entwicklung entstehen, braucht man zusätzliche Energiequellen, dazu werden Wasserkraftwerke gebaut, und auch im Fernen Osten werden Kernreaktoren entstehen.

Es gibt nicht nur erhebliche Anstrengungen, in der Region Zukunftsindustrien auszubauen – wie Kernforschung, Raumfahrt, Künstliche Intelligenz und Biotechnologie -, verstärkte Aufmerksamkeit gilt auch der Erforschung der Geologie dieser unermeßlich reichen Region, die die meisten Elemente des Mendelejewschen Periodensystems als Wert der Region für Rußland und für die Welt liefern kann.