Neue Initiative in Europa zur „Analyse“ der atomaren Kriegsführung

Im Dezember 2023 wurde berichtet, daß die Stanton Foundation aus den USA eine weitere „großzügige Spende“ für ein Projekt über Nuklearkriegführung („Understanding Assurance, Deterrence, and Potential Nuclear Escalation in Europe“) gewährt hat, das am Hertie Center for International Security der deutschen Hertie School angesiedelt ist und von der Münchner Sicherheitskonferenz mitfinanziert wird. Gründer und ehemaliger Leiter des Center ist der frühere Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger, der im Beirat des neuen Projekts sitzt. Das Projekt soll den Mangel an Fachwissen über Nuklearstrategie in Deutschland und weiten Teilen Europas beheben, und mit dem jüngsten Zuschuß soll ein „europäisches Zentrum für Forschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der nuklearen Sicherheit“ geschaffen werden.

Die Direktorin des Hertie Center, Prof. Marina Henke, sagte dazu: „Rußlands Krieg gegen die Ukraine hat einmal mehr gezeigt, wie mächtig Atomwaffen als Zwangsmittel sind. In Deutschland haben wir viel von unserem wissenschaftlichen Wissen verloren, wie wir einen solchen Atomwaffeneinsatz verstehen und darauf reagieren können. Wir sind der Stanton-Stiftung dankbar, daß sie es uns ermöglicht, mit dem Wiederaufbau dieses Wissens zu beginnen und die nächste Generation von Nuklearsicherheitswissenschaftlern und -strategen auszubilden.“

Die Hertie School wurde von der Hertie-Stiftung mit dem Vermögen des Gründers der nicht mehr existierenden Hertie-Kaufhäuser gegründet. Die Stanton Foundation, eine private Stiftung, geht auf den verstorbenen Frank Stanton zurück, der Präsident von CBS und Berater Präsident Eisenhowers in Nuklearfragen war. Neben Zuschüssen für Forschungen zur nuklearen Sicherheit hat sich die Stiftung auf die „Hundefürsorge“ spezialisiert. Damit befaßt sich das Hertie Center vermutlich weniger. Es forscht an Themen wie „Europäische Nuklearstrategie und -doktrin in einem Zeitalter des Großmächtewettbewerbs und der nuklearen Rüstungskontrolle“.

Oberstleutnant a.D. Ralph Bosshard von der Schweizer Armee hatte kürzlich in einem Interview mit EIR gewarnt: Je mehr die europäischen Regierungen erkennen, daß sie Europa nicht mit konventionellen Streitkräften verteidigen können, um so mehr wird es eine Diskussion über den Einsatz taktischer Atomwaffen geben. Vor diesem Hintergrund ist die Sorge nicht von der Hand zu weisen, daß das neue Programm den einen oder anderen „Doktor Seltsam“ hervorbringt.

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