Nach Boris Johnson könnte das Schlimmste noch bevorstehen

Nach dem massenhaften Rücktritt von über 50 Regierungsmitgliedern trat der skandalumwitterte Boris Johnson am 7.7. als Premierminister zurück. Den politischen Zirkus der vergangenen Wochen hatte Ex-Botschafter Craig Murray, ein scharfer Kritiker der britischen imperialen Politik, am 6.7. auf seiner Webseite so kommentiert: „Alle Imperien enden schmachvoll. Das Vereinigte Königreich endet nicht mit einem Knall, sondern mit einem Furz.“

Johnson mag sich bei der Durchführung des Brexit als nützlich erwiesen haben, war aber offenbar der Aufgabe nicht gewachsen, die neue Politik des „Globalen Britannien“ und der Konfrontation mit Rußland und China anzuführen. Ob wir nun Zeuge eines zerfallenden Empire oder nur einer „Wachablösung“ werden, oder beides, bleibt abzuwarten.

In Bezug auf Rußland ist Dmitrij Suslow, Vizedirektor des Zentrums für umfassende europäische und internationale Studien an der russischen Höheren Schule für Ökonomie (Wirtschaftshochschule Moskau), überzeugt, daß es sich nur um eine Wachablösung handelt: „Es gibt einen starken antirussischen Konsens in der Elite der konservativen Partei. Und da die wahrscheinlichsten Kandidaten für das Amt des Premierministers Truss und Wallace sind, die zu den wichtigsten Befürwortern dieser Politik gehören, sind Änderungen nicht zu erwarten.“

Verteidigungsminister Ben Wallace verzichtet auf eine Kandidatur, aber Außenministerin Liz Truss ist im Rennen. U.a. mit ihrem Fauxpas, Moskau müsse „Rostow an die Ukraine zurückgeben“ (!), stehen ihre russophoben Referenzen außer Frage. Andere Kandidaten sind in der Außenpolitik weniger klar, können aber nicht weniger gefährlich sein.

Ein weiterer Favorit, Ex-Schatzkanzler Rishi Sunak, ist der reichste Mann im Unterhaus. Er ist ein überzeugter Verfechter des Great Reset, Sunak war früher bei Goldman Sachs tätig und später Partner beim Hedgefonds The Children’s Investment Fund Management, einem großen Geldgeber der Great-Reset-Lobby.

Dann ist da noch Tom Tugendhat, ein Ex-Offizier, der im Irak und in Afghanistan gedient hat. Als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Unterhaus hat er eine energische russophobe Agenda verfolgt und u.a. behauptet, Rußland habe mit der Vergiftung von Sergej Skripal und seiner Tochter Yulia eine „Kriegshandlung“ begangen. Die Liste ließe sich fortsetzen…

Wer auch immer der nächste Premierminister wird, ein wesentlicher Kurswechsel ist nicht zu erwarten. Aber die Regierung wird sich wegen der Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen mit politischer Unruhe und möglicherweise einer massiven Streikwelle auseinandersetzen müssen.

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