Militärchef der Ukraine räumt Pattsituation im Krieg ein

In einem Interview mit dem Londoner Economist vom 1.11. räumt General Waleryj Saluschnyj ein, der Krieg befinde sich in einer „Pattsituation“, und es werde „höchstwahrscheinlich keinen tiefgreifenden und schönen Durchbruch“ geben. Der Konflikt könne sich noch jahrelang hinziehen und das Land „zermürben“, wenn nicht aus dem Westen ein „neues technologisches Niveau“ bereitgestellt werde. Der Oberbefehlshaber zieht auch eine Parallele zum Ersten Weltkrieg. Wie der Economist anmerkt, räumt er ein, daß Rußland in einem langen Krieg im Vorteil ist. (Russische Sprecher bestreiten eine Pattsituation und erklären, die russischen Streitkräfte würden ihre Ziele weiter systematisch verfolgen.)

Gen. Saluschnyjs Äußerungen lösten Panik unter den westlichen Parteigängern Kiews aus, die an der Illusion festhalten, daß Rußland besiegt werden kann und die Globale NATO sich durchsetzt – trotz aller gegenteiligen Fakten.

Auch ein längerer Artikel in Time vom 30.10. bestätigt, daß das Regime nicht geschlossen hinter der aktuellen, vom Westen diktierten Strategie steht. Der Reporter Simon Shuster konnte Wolodymyr Selenskyj und einige seiner engsten Vertrauten für ein Interview mit dem Präsidenten begleiten. In dem Interview fällt sofort die Frustration über die „Kriegsmüdigkeit“ der westlichen Partner auf – insbesondere nach dem Ausbruch des israelisch-palästinensischen Krieges.

Viel interessanter als das Interview als solches ist jedoch, was Shuster aus anderen Quellen erfuhr (https://time.com/6329188/ukraine-volodymyr-zelensky-interview/).

Er schreibt über Selenskij: „Trotz der jüngsten Rückschläge auf dem Schlachtfeld hat er nicht die Absicht, den Kampf aufzugeben oder um irgendeine Art von Frieden zu bitten. Im Gegenteil, sein Glaube an den Endsieg der Ukraine über Rußland hat sich in einer Form verfestigt, die einige seiner Berater beunruhigt. Er ist unerschütterlich und grenzt ans Messianische.“

Einer der engsten Vertrauten des Präsidenten sagte Shuster: „Wir haben keine Optionen mehr. Wir werden nicht gewinnen. Aber versuchen Sie mal, ihm das zu sagen…“ Bei den Debatten im Team über eine neue Strategie sei „ein Thema tabu geblieben: die Möglichkeit, ein Friedensabkommen mit den Russen auszuhandeln“.

Selenskyj wurde auf einer Pressekonferenz mit Ursula von der Leyen am 4.11. in Kiew nach Saluschniys Interview gefragt. Er betonte: „Wir haben kein Recht, aufzugeben“, und man müsse darüber nachdenken, wo wir heute stehen, „und nicht darüber, wo wir morgen sein werden“. Eine solche Kurzsichtigkeit ist, wie jeder gute Staatsmann oder Befehlshaber weiß, der Stoff für eine Tragödie.

Print Friendly, PDF & Email