Krypto-Blasen: ein Grund mehr für Glass-Steagall

Es ist die Geschichte von zwei Betrugs-Pyramiden, von drei Unternehmen namens FTX, FFT und Alameda und von Erdbebenvorläufern. Um mit letzterem zu beginnen: Physikalisch sind Erdbebenvorläufer meist kleine Erschütterungen, die einem großen Beben vorausgehen. Im Finanzwesen geht ein „peripheres“ Ereignis einer Systemkrise voraus. Die Insolvenz der Kryptowährungsbörse FTX, die am 11.11. offiziell angemeldet wurde, läßt sich als solches betrachten.

Kryptowährungen sind die akuteste Form von finanziellem Wahnsinn – ein reines Glücksspiel, das durch keinerlei realen Wert, Vermögenswerte oder anderes gedeckt ist. FTX war die zweitgrößte Börse für Kryptowährungen, wo eine Währung namens FFT gehandelt wurde. Beide wurden von Sam Bankman-Fried gegründet, der Besitzer der Börse, an der sein Unternehmen Alameda tätig war. Die US-Finanzbehörden vermuten, daß Bankman-Fried ein klassisches „Ponzi-Schema“ geschaffen hat, d.h. Gewinne wurden mit dem Geld neuer Kunden ausgezahlt. Außerdem wird er verdächtigt, mit dem von Kunden in FTX investierten Geld zu spekulieren.

Als einer dieser Kunden, Binance, der Investitionen in den Kryptocoin FFT zurückzog, brachte dies die Pyramide zum Einsturz und löste einen Schneeballeffekt auf allen Kryptowährungsmärkten aus. Bankman-Fried verlor an einem Tag 94% seines Privatvermögens. Das an sich bereitet uns keine schlaflosen Nächte, doch die Folgen dieses Krypto-Erdbebens für das Finanzsystem sind Anlaß zur Sorge.

Es ist kein Geheimnis, daß große Geschäftsbanken immer mehr in Kryptowährungen investiert haben. Dazu können sie von den Zentralbanken geliehenes Geld verwenden, dank des deregulierten Finanzsystems der Ära nach der Aufhebung der Glass-Steagall-Bankentrennung, in dem sie hochgradig fremdfinanzierte, hochriskante Investitionen in Finanzinstrumente aller Art tätigen dürfen.

Das Bankensystem wird nun Notliquidität benötigen, da das Platzen der Kryptowährungsblase vor dem Hintergrund einer wachsenden Liquiditätskrise wegen der „quantitativen Straffung“ der Zentralbanken (vgl. SAS 44/22) Nachschußforderungen nach sich zieht.

Wie wir erklärt haben, ist die galoppierende Inflation ein Produkt der hyperinflationären Blase der Preise von Finanzanlagen, die von diesen Zentralbanken im Laufe der Jahre aufgebläht wurde. Selbst einige prominente Spekulanten haben dies erkannt. Der Hedgefonds von Paul Singer, Elliott Management, warnte Anfang November in einem Bericht, die Welt befinde sich „auf dem Weg in eine Hyperinflation, die zu einem globalen gesellschaftlichen Zusammenbruch und zu sozialen oder internationalen Unruhen“ führen könnte. Ein solches Ergebnis sei „zwar nicht sicher, aber das ist derzeit die Richtung, in die sich die Welt bewegt“.

Singer gibt den „Entscheidungsträgern der Zentralbanken“ einen „Großteil der Schuld“ an der Hyperinflation, berichtet die Financial Times. Die Zentralbanker seien in Bezug auf die Ursachen der hohen Inflation unehrlich gewesen und hätten sie auf Engpässe in der Versorgungskette nach COVID geschoben, anstatt der „ultralockeren Geldpolitik, die auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Krise eingeführt wurde“.

Dieselbe Geldpolitik hat zum Platzen der Krypto-Blase geführt. Steigende Zinssätze werden die Explosion beschleunigen, während die Rückkehr zum Liquiditätspumpen die Hyperinflation beschleunigen wird. Es gibt keinen Ausweg aus der Krise von innen heraus; die Lösung besteht darin, das spekulative Krebsgeschwür zu entfernen und durch eine Bankentrennung die Realwirtschaft zu schützen.

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