John F. Kennedys „Friedensvision“ wiederbeleben

Am 10. Juni 1963, weniger als acht Monate nach der nuklearen Beinahe-Katastrophe wegen der auf Kuba stationierten sowjetischen Atomraketen, hielt US-Präsident John F. Kennedy (JFK) eine Rede, die sich jeder anhören sollte, der sich über die existentielle Bedrohung durch den NATO-Krieg gegen Rußland in der Ukraine Gedanken macht. Kennedys Entscheidung im Oktober 1962, Kuba zu blockieren, hatte die USA und die Sowjetunion auf eine nukleare Konfrontation zusteuern lassen. Beide Staatschefs standen unter starkem Druck von „Hardlinern“ in ihren Verteidigungs- und Geheimdienstapparaten, nicht nachzugeben.

Fast zwei Wochen lang herrschte berechtigte Angst, daß ein Atomkrieg ausbrechen könnte. Kennedy überlistete die Kriegstreiber, indem er einen Hintergrundkanal zu den Sowjets öffnete, wobei sein Bruder Robert F. Kennedy mit dem sowjetischen Botschafter in Washington Anatoli Dobrynin sprach. Man einigte sich darauf, daß die Sowjets die Raketen von Kuba abziehen und die USA im Gegenzug das gleiche mit ihren Atomraketen in der Türkei tun. Damit Kennedy sein Gesicht wahren konnte, stimmte Chruschtschow zu, den Abzug der US-Raketen geheimzuhalten.

Dies wurde zur Grundlage für eine Zusammenarbeit, die den Kalten Krieg hätte beenden können. Kennedys Rede am 10. Juni 1963 an der American University in Washington war eine öffentliche Initiative, um die Bürger der USA wie auch der Sowjetunion dafür zu gewinnen. Man beachte die folgenden Passagen:

„Welche Art von Frieden meine ich? Welche Art von Frieden suchen wir? Nicht eine Pax Americana, die der Welt durch amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird. Nicht den Frieden des Grabes oder die Sicherheit des Sklaven. Ich spreche von echtem Frieden, der Art von Frieden, die das Leben auf der Erde lebenswert macht, der Art, die es Menschen und Nationen ermöglicht, zu wachsen und zu hoffen und ein besseres Leben für ihre Kinder aufzubauen. Nicht nur Frieden für Amerikaner, sondern Frieden für alle Männer und Frauen – nicht nur Frieden in unserer Zeit, sondern Frieden für alle Zeiten.“

Es gebe gemeinsame Ziele für alle Menschen, und „wenn wir unsere Unterschiede jetzt nicht beenden können, dann können wir zumindest dazu beitragen, die Welt in ihrer Vielfalt sicher zu machen. Denn letztlich besteht unsere grundlegendste Gemeinsamkeit darin, daß wir alle diesen kleinen Planeten bewohnen. Wir alle atmen dieselbe Luft. Wir alle sorgen uns um die Zukunft unserer Kinder. Und wir sind alle sterblich.“

Die Rede hatte die gewünschte Wirkung. Chruschtschow nannte sie „die größte Rede eines amerikanischen Präsidenten seit Roosevelt“. Die Hinterzimmergespräche wurden fortgesetzt und vertieft. Am 5. August wurde nach achtjährigen Verhandlungen der Atomteststoppvertrag unterzeichnet, und Kennedy bereitete den Abzug der US-Truppen aus Vietnam vor. Seine Ermordung beendete diese Friedenshoffnung, und die Sonderinteressen hinter den „Falken“ stürzten die USA in sechs Jahrzehnte Krieg, was noch heute andauert.

Am 10.6. veranstaltet das Schiller-Institut ein Online-Seminar zum Gedenken an diesen einzigartigen Moment beispielhafter Staatskunst eines US-Präsidenten. Die Veranstaltung dient der Wiederbelebung der besseren Tradition der amerikanischen Geschichte und bringt sie vielen nahe, die zu jung sind, um sie erlebt zu haben.

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