IPC-Treffen hört Kernwaffenexperten

Die Internationale Friedenskoalition (IPC) beging am 31.5. ihren ersten Jahrestag, d.h. die 52. wöchentliche Online-Sitzung in Folge. Im Mittelpunkt stand der Krieg in der Ukraine, da die drei Angriffe auf Frühwarnradaranlagen in Rußland, die ukrainische Streitkräfte mit Unterstützung von NATO-Staaten durchführten, eine extreme Gefahr darstellen. Diese Anlagen haben mit dem Krieg in der Ukraine an sich nichts zu tun, sind aber integraler Bestandteil der strategischen Verteidigung Rußlands und wichtig für dessen eventuelle Entscheidung über einen Atomwaffeneinsatz (s.o., SAS 22/24).

Nach einem einleitenden Vortrag der IPC-Mitbegründerin Helga Zepp-LaRouche gab es eine Podiumsdiskussion mit Experten aus Militär, Wissenschaft und Diplomatie: der Kernwaffenexperte Dr. Theodore Postol, em. Professor für Wissenschaft, Technologie und nationale Sicherheit am Massachusetts Institute of Technology; Oberst a.D. Prof. Dr. Wilfried Schreiber, Senior Research Fellow am WeltTrends Institut für Internationale Politik in Potsdam; Oberstleutnant a.D. Ralph Bosshard von der Schweizer Armee, Berater für militärisch-strategische Angelegenheiten; Oberst a.D. Richard H. Black, ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung der US-Armee im Pentagon und ehemaliger Landessenator in Virginia; und der ehemalige US-Botschafter Chas Freeman, Diplomat und Wissenschaftler.

Postol erläuterte die Funktion des Frühwarnradarsystems, mit dem Rußland einen herannahenden atomaren Angriff erkennen kann. Er sagte, die USA könnten, wenn sie eines ihrer landgestützten Frühwarnradare verlieren, immer noch mit ihren Satelliten vom Weltraum aus nach unten schauen, aber die Russen hätten diese Fähigkeit noch nicht. Satelliten können einen Raketenstart sofort erfassen, die Kombination der Radare erkennt die Raketen erst ab einer bestimmten Höhe. Wenn eines der Radare ausgeschaltet wird, verkürze sich für Rußland die Zeit, zu entscheiden, ob es einen nuklearen Gegenschlag führt, um entscheidende Minuten.

In der Diskussion schockierte Postol viele Teilnehmer mit einer Beschreibung, wie wenig viele führende US-Politiker über die Gefahren wissen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Leute im Weißen Haus diese Details nicht kennen. Sie konzentrieren sich fast ausschließlich auf die Politik und haben in der Regel nur eine begrenzte technische Ausbildung. Es gibt ein echtes Problem zwischen den Nachrichtendiensten und der Kommunikation mit Leuten auf höchster Ebene im Weißen Haus. Jedesmal, wenn es einen Regierungswechsel gibt oder Leute ihren Job wechseln, geht alles verloren, was jemand in seinem Büro gelernt hat. Ich bin mir ziemlich sicher, daß das genauso in Europa der Fall ist. Sie sollten also nicht davon ausgehen, daß diese vermeintlich klugen und gutinformierten Leute tatsächlich etwas darüber wissen.“

Den Mitschnitt der Vorträge finden Sie unter:
https://schillerinstitute.com/blog/2024/06/01/

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