Internetseminar des Schiller-Instituts zeigt den Weg zur Stabilisierung Afghanistans

Für Afghanistan ist nur eine politische Lösung möglich, und eine solche politische Lösung ist nur möglich, wenn alle Teile der afghanischen Gesellschaft sich auf ein gemeinsames Interesse an einem nationalen Entwicklungsprogramm einigen. Dies war das Fazit eines fünfstündigen Webinars des Schiller-Instituts am 31.7. mit Diplomaten und Experten aus vielen Nationen, darunter Afghanistan, Rußland, China, Deutschland, Italien und die USA, zum Thema „Afghanistan nach der gescheiterten Regimewechsel-Ära: Ein Wendepunkt in der Geschichte“. Ein Beispiel dafür, wie Initiativen wie dieses Seminar und die inhaltliche Führung des Schiller-Instituts den Friedensprozeß voranbringen können, zeigte sich, als der Vertreter der afghanischen Regierung zunächst die offizielle Kabuler Linie vertrat, „mit den Taliban kann man nicht verhandeln“, aber im Laufe der Diskussion seine Position änderte und zustimmte, daß nur eine politische Lösung möglich ist.

Helga Zepp-LaRouche, die Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts, die seit 18 Monaten einen Prozeß des institutionellen und informellen Dialogs leitet, sagte zum Abschluß der Veranstaltung: „Jetzt haben wir eine Perspektive, wohin wir gehen können.“ Vorrangig sei nun, Angebote für wirtschaftliche Entwicklung auf den Tisch zu legen, „die niemand ablehnen kann“, und jede erdenkliche Unterstützung zu gewähren, um sie zu verwirklichen (s.u.).

Eine führende Rolle in der Diskussion von Anfang bis Ende spielte Prof. Pino Arlacchi, der aus Italien teilnahm. Er lehrt heute Soziologie an der Universität Sassari und war zuvor Exekutivdirektor des UN-Büros für Drogenkontrolle und Verbrechensverhütung (1997–2002) sowie ehemaliger Berichterstatter des Europäischen Parlaments für Afghanistan. Er beschrieb seinen ursprünglichen Plan, mit dem der Schlafmohnanbau in Afghanistan bis 2001 fast vollständig beseitigt wurde, was dann in den folgenden Jahren der Militäroperationen der USA und der NATO (s.u.) wieder rückgängig gemacht wurde.

Die Diplomaten zeichneten ein umfassendes Bild der aktuellen Lage. Afghanistans Botschafter in Kanada, Hassan Shoroosh, erklärte in seiner Rede in Ottawa, sein Land könne als „Landbrücke“ in Eurasien fungieren, und ging ausführlich auf verschiedene Verkehrskorridore ein, vom Lapislazuli-Korridor bis zur Fünf-Nationen-Bahn.

betonte, das Ziel sei Stabilität, und es gebe keine militärische Lösung. Dr. Wang Jin aus China, Fellow am Charhar-Institut, stellte vier wesentliche chinesische Anliegen dar: 1. es darf keinen „Spillover“ der Instabilität geben; 2. Afghanistan braucht eine Zukunft des Fortschritts; 3. Extremismus und Terrorismus dürfen nicht an Boden gewinnen; und 4. China und Afghanistan brauchen positive Beziehungen.

Hassan Daud aus Pakistan, Geschäftsführer der Investitions- und Handelskammer der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, wies darauf hin, daß Afghanistan nach den jahrzehntelangen Konflikten zu den wirtschaftlich am wenigsten integrierten Ländern in Zentral-und Südasien gehört. Es hätte große wirtschaftliche Auswirkungen, wenn Pakistan seine Position und Ressourcen nutzt, um ein logistisches Drehkreuz zu werden und die Vorteile der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) mit ihrem Vorzeigeprojekt des China-Pakistan-Wirtschaftskorridors (CPEC) auf Afghanistan auszuweiten.

Ray McGovern, ehemaliger Analyst der CIA und Mitgründer der Whistleblower-Gruppe Geheimdienstveteranen für Vernunft (VIPS), trug viele starke Argumente vor, u.a., daß die Befehlshaber, die über die Aktivitäten der USA in Afghanistan, im Irak und anderswo gelogen haben, zur Verantwortung gezogen werden müssen.

Viele weitere Teilnehmer beteiligten sich an den beiden Diskussionsperioden, und es fand ein Austausch über wichtige Themen statt. Wir veröffentlichen diese Woche Auszüge aus den Beiträgen von Zepp-LaRouche und Arlacchi. (Das Konferenzvideo finden Sie unter https://schillerinstitute.com/de/konferenz/)

Zepp-LaRouche hatte den Prozeß dieser internationalen Konferenzen des Schiller-Instituts kurz nach dem Tod ihres Mannes Lyndon LaRouche am 12. Februar 2019 initiiert, um die Kontinuität seines Denkens und strategischen Ansatzes zu gewährleisten. In zwei Wochen, am 14.8., veranstaltet die LaRouche Legacy Foundation ihr erstes internationales Online- Seminar zum Thema „Sind Sie endlich bereit, Wirtschaft zu lernen?“, das sich eingehend mit LaRouches grundlegenden Entdeckungen und Durchbrüchen in der Wissenschaft der physischen Ökonomie befassen wird.

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