Inflation: EZB-Propaganda contra Realität

Wie der Mann, der vom Dach eines Gebäudes springt und in der Luft darauf besteht, daß es ihm noch gut geht und er sich keine Sorgen machen muß, hat der Rat der Europäischen Zentralbank am 14.4. beschlossen, daß die Inflation noch nicht so hoch ist, daß sie eine Änderung der Geldpolitik rechtfertigt. (Zur Erinnerung: Der Durchschnitt der 19 Länder der Eurozone liegt bei 7,5%, in Litauen sind es 15,6%, Estland 14,8%, Niederlande 11,9%, Spanien 9,8%, Belgien 9,3% und Deutschland 7,6%). Daher bleibt die EZB dabei, ihr wichtigstes Ankaufprogramm für Vermögenswerte (APP) erst im 3. Quartal 2022 zu beenden und die Zinssätze erst irgendwann danach zu ändern.

Die EZB behauptet weiter, die Inflation sei vorübergehend, und prognostiziert für die Eurozone nur 6% im Jahr 2022 sowie eine „Normalisierung“ auf 2,4% im nächsten Jahr.

Die realen Zahlen sprechen eine andere Sprache. In Deutschland stiegen die Erzeugerpreise im März auf Jahresbasis um 30,9%; dies wird so sicher wie das Amen in der Kirche zur Verbraucherpreisinflation werden. Angesichts der realen Inflationsursachen ist sogar eine zweistellige Inflation in den kommenden Monaten noch eine konservative Prognose.

Im Gegensatz zu den Lügen der EZB, „Rußlands Aggression in der Ukraine“ sei verantwortlich für die steigenden Energie- und Rohstoffpreise, die die Nachfrage dämpfen und die Produktion bremsen, ist an der Inflation zweifellos die abwegige Geldpolitik von EZB, Federal Reserve und anderen westlichen Zentralbanken schuld.

Wie wir bereits dokumentiert haben, machen Hedgefonds auf den Rohstoffmärkten ein Vermögen, allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres Gewinne bis zu 30% (vgl. SAS 13/22), und die Spekulation heizt nun schon seit mehr als einem Jahr die Energie- und Rohstoffmärkte an. Die Hyperinflation der Finanzwerte greift auf die Realwerte über, genauso wie es Lyndon LaRouche in seiner berühmten „Typischen Kollapsfunktion“ vorausgesagt hat.

Als Folge davon ist die von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen im Juli 2021 angekündigte „Energiearmut“ in den meisten europäischen Ländern Realität geworden. Bloomberg veröffentlichte dazu am 20.4. einen Beitrag mit dem Titel „Britische Energie-Chefs sagen Parlamentariern: ,Energiearmut‘ wird Haushalte in Schulden stürzen“; darin werden Führungskräfte britischer Stromversorger zitiert, wonach Millionen britische Haushalte ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können oder ihren Verbrauch drastisch senken müssen. Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi, ein „Wirtschaftskiller“ (nach der Definition von John Perkins), sagte den Italienern verächtlich, sie sollten im Sommer „die Klimaanlage ausschalten“ – ein Abklatsch von Marie Antoinettes Aufforderung an die hungrigen Massen „sollen sie doch Kuchen essen“.

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