Globale Börsenturbulenzen offenbaren ein System in schwerer Krise
Am 5.8. stürzten die Aktien an der Wall Street ab: Der Dow-Jones-Index schloß mit einem Minus von 1033 Punkten, das entspricht einem Rückgang um 2,6%, dem größten seit zwei Jahren, der Nasdaq Composite verzeichnete sogar einen Tagesverlust von 3,43%. Der Trend hatte in Japan begonnen, wo der Nikkei-Index um mehr als 12% einbrach, das ist der größte Tagesverlust seit dem Schwarzen Montag 1987. Die europäischen Aktienmärkte folgten, als sie einige Stunden später öffneten. In Frankfurt fielen die Aktien um über 3%, in Paris 2,6%, in London 2,3% und in Madrid 2,8%, in Mailand sogar 4%. Die Panik wurde zwar rasch abgebremst, aber die Unsicherheit bleibt.
Dieser Ausverkauf an den Aktienmärkten hatte mehrere Auslöser. Am 2.8. sorgte der Bericht über die US-Arbeitslosigkeit für Juli für Unruhe. Und der japanische Yen stieg plötzlich stark gegenüber dem Dollar an, von etwa 160 auf unter 140/$. Dies dürfte das Ergebnis einer massenhaften Auflösung von Yen-Krediten (im sog. „Yen Carry Trade“) sein, die durch Verluste bei Finanzgeschäften in Europa und den USA erzwungen wurde.
Ein weiterer Faktor war der Absturz der Intel-Aktie am 5.8. Das Unternehmen, das kürzlich einen Zuschuß der US-Regierung von 8,5 Mrd.$ für den Bau neuer, moderner Halbleiterfabriken erhalten hatte, kündigte statt dessen die Entlassung von 19.000 der 116.000 Beschäftigten an. Die Aktie fiel innerhalb weniger Tage um 25%. Kein Ruhmesblatt für die „Investitionen in die High-Tech-Infrastruktur“ der „Bidenomics“!
In der Folge sanken die Zinssätze auf dem US-Schatzanleihenmarkt auf breiter Front, mit Ausnahme der kürzesten Laufzeiten (6-Monats- und 3-Monats-Anleihen). Der gesicherte Tagesgeldsatz (SOFR) der Federal Reserve stieg vergangene Woche von 5,21 auf 5,33% und liegt damit weit über den Zinssätzen aller Staatsanleihen. Banken und Geldmarktfonds sind praktisch aufgerufen, nicht mehr in die Wirtschaft zu investieren, sondern nur noch Reserven zu sammeln und sich im Tageskreditfenster der Fed (Standing Overnight Repo Facility) diesen hohen SOFR zu sichern.
Vertreter der Wall Street fordern eine Sondersitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC), um die Zinsen zu senken. Sie werfen der Fed vor, es sei ein großer Fehler gewesen, daß sie auf ihrer Sitzung letzte Woche keine Zinssenkung beschlossen und dies auf die nächste FOMC-Sitzung im September verschoben hat.