Global Times interviewt Helga Zepp-LaRouche zur Gürtel- und Straßen-Initiative

Im Vorfeld des Nationalen Volkskongresses der Kommunistischen Partei Chinas am 16.10. führt die chinesische Global Times Interviews mit „einflußreichen Akademikern aus westlichen Denkfabriken“ über ihre Sicht der chinesischen Wirtschaft und der Projekte der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI). Das zweite Interview, das am 9.10. erschien, führte sie mit der Gründerin des Schiller-Instituts Helga Zepp-LaRouche.

Auf die Frage, was sie an Chinas wirtschaftlicher Entwicklung am meisten beeindruckt habe, verwies Zepp-LaRouche auf die 2013 eingeführte BRI, die den Entwicklungsländern begründete Hoffnung gebe, Armut und Unterentwicklung zu überwinden. Sie erklärte:

„Das ist nur möglich, weil Chinas spektakulärer Aufstieg auf den soliden wirtschaftlichen Prinzipien der kontinuierlichen Anwendung der Resultate des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts zur Verbesserung des Lebensstandards beruht. So konnte China bis Ende 2020 die extreme Armut beenden und zu drei Vierteln der weltweiten Armutsbekämpfung beitragen.

Da Armut eine der schwersten Menschenrechtsverletzungen ist, kann man ohne Übertreibung sagen, daß China mehr zum Schutz der Menschenrechte beigetragen hat als jedes andere Land der Welt.

Ein weiterer beeindruckender Aspekt ist die Vorstellung einer Zukunftsgemeinschaft der Menschheit, die die chinesische Führung auf den Tisch gelegt hat. Denn dieses dialektische Konzept regt jeden, der es hört oder liest, dazu an, auf einer höheren Ebene zu denken, und auf dieser höheren Ebene kann der Verstand kreative neue Ansätze zur Lösung von Problemen entwerfen.“

Zu den heutigen wirtschaftlichen Herausforderungen verwies Zepp-LaRouche auf die im Westen rasant ansteigenden Inflationsraten bei Nahrungsmitteln, Energie und anderen Ressourcen und warnte, auch China müsse sich davor schützen. Zudem bestehe die Gefahr eines Zusammenbruchs des neoliberalen Finanzsystems, entweder in einem „hyperinflationären Zerfall“ oder in einer „plötzlichen Kettenreaktion von Konkursen sowohl von Schwellenländern als auch von überschuldeten Unternehmen“, wenn die Zentralbanken versuchen, die Inflation mit einer Hochzinspolitik einzudämmen. „Das wird natürlich Auswirkungen auf China haben, aber sein wirtschaftliches Konzept, sich um jedes Segment der Wirtschaft mit entsprechenden Anreizen zu bemühen, wird von unschätzbarem Wert sein.“

Zu den Perspektiven für Chinas Beziehungen zu Europa und insbesondere zu Deutschland betonte sie, es gebe zwei „völlig entgegengesetzte Optionen. Wenn Deutschland sich als Vasall der USA verhält und an einer selbstmörderischen grünen Ideologie festhält, wird es ein deindustrialisierter, elender und völlig marginalisierter Ort werden.“ Wenn Deutschland und Europa jedoch „mit dem Globalen Süden in dem neuen Wirtschaftssystem zusammenarbeiten, das jetzt Gestalt annimmt, dann können sie einen großen Beitrag zum neuen Paradigma leisten…, den Multilateralismus vorantreiben und am Aufbau einer neuen, besseren Welt mitwirken“.