Glasjew spricht über den Weg zu einer neuen Finanzarchitektur

Der führende russische Ökonom Sergej Glasjew fordert, daß die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS die Hauptrolle bei der Einführung einer neuen Währung spielen sollte, die das bankrotte dollar-basierte Finanzsystem ersetzt. Glasjew ist Minister für Integration und Makroökonomie der Eurasischen Wirtschaftskommission (EEC), dem politischen Arm der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU). Er wurde vom Journalisten Pepe Escobar interviewt, der das Gespräch am 28.2. bei Sputnik veröffentlichte.

Glasjew erklärte, der Prozeß der Entdollarisierung und des Übergangs zum Handel in nationalen Währungen sei in den letzten 2-3 Jahren erheblich vorangekommen, aber die zentrale Herausforderung bleibe: Wie schaffe man eine neue Finanzarchitektur mit einer neuen Währung, die für Handel, Abrechnung und vor allem produktive Investitionen auf globaler Ebene geeignet ist? Für die Währung schlägt Glasjew ein „Zwei-Korb-Modell“ vor: stabile Preise für die wichtigsten Rohstoffe auf der Grundlage langfristiger Verträge zwischen Staaten (statt des spekulativen Terminmarktes) und ein Korb teilnehmender Währungen z.B. der BRICS-Staaten.

Aber „man braucht jemanden, der verantwortlich ist. Bei den BRICS gibt es eine solche Organisation: die NDB. Wenn die Staatsoberhäupter beschließen, die NDB zu einer Institution zu ernennen, die das neue Modell, die neue Währung, ausarbeitet und eine internationale Konferenz mit dem Entwurf eines internationalen Vertrages organisiert, kann das funktionieren.“ Das Problem sei jedoch, „daß die NDB nach der Dollar-Charta arbeitet. Sie müssen diese Institution umgestalten, um sie funktionsfähig zu machen. Bisher funktioniert sie wie eine gewöhnliche internationale Entwicklungsbank unter dem amerikanischen Rahmen.“

Die Präsidenten Rußlands, Brasiliens und Südafrikas hätten zwar erklärt, daß eine neue Finanzarchitektur aufgebaut werden muß, aber die Zentralbanken der BRICS-Staaten seien ein großes Hindernis, weil sie unbedingt die zentrale Rolle des Dollars beibehalten wollen.

Escobar fragte, wie sein Vorschlag aufgenommen wurde und wo die Hindernisse liegen, Glasjew antwortete sehr offen:

„Wir haben ihn chinesischen Experten, unseren Partnern an der Renmin-Universität, vorgestellt. Wir erhielten gute Rückmeldungen, aber ich hatte nicht die Möglichkeit, ihn auf politischer Ebene vorzustellen. Hier in Rußland fördern wir die Diskussion mit Papieren, Konferenzen und Seminaren, aber es gibt immer noch keine politische Entscheidung über die Einführung dieses Mechanismus, nicht einmal auf der Agenda der BRICS. Unser Expertenteam hat vorgeschlagen, diesen Mechanismus auf die Tagesordnung des BRICS-Gipfels im Oktober in Kasan zu setzen. Das Problem ist, daß die russische Zentralbank nicht begeistert ist.“

Präsident Putin verstehe, wie ernst die Sache ist, aber „ich bin mir nicht sicher, ob das Finanzministerium es versteht“. Die NDB-Chefin Dilma Rousseff „war ziemlich begeistert und lud uns ein, zur NDB zu kommen. Aber das wurde nicht weiter verfolgt.“

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