General Vad warnt vor dem Dritten Weltkrieg, fordert Diplomatie statt Panzer

Der ehemalige nationale Sicherheitsberater (2006-13) von Bundeskanzlerin Merkel, General a.D. Erich Vad, wird wegen seiner scharfen Kritik am Verhalten des Westens in der Ukraine von den Mainstream-Medien boykottiert. Doch das führende feministisch-politische Magazin Deutschlands, EMMA, veröffentlichte am 12.1. ein längeres Interview mit ihm unter dem Titel „Erich Vad: Was sind die Kriegsziele?“ Die Herausgeberin des Magazins, Alice Schwarzer, hatte im vergangenen Frühjahr einen Offenen Brief an die Regierung initiiert, in dem sie Diplomatie statt militärischer Unterstützung für die Ukraine forderte und der bisher von über 500.000 Menschen online unterzeichnet wurde.

In dem Interview weist Gen. Vad darauf hin, daß der Ukraine-Konflikt zum Zermürbungskrieg wird, vergleichbar mit dem Blutbad von Verdun im Ersten Weltkrieg. Dieses habe „zum Tod von fast einer Million junger Franzosen und Deutscher geführt. Sie sind damals für nichts gefallen. Das Verweigern der Kriegsparteien von Verhandlungen hat also zu Millionen zusätzlicher Toter geführt. Diese Strategie hat damals militärisch nicht funktioniert – und wird das auch heute nicht tun.“

Besonders kritisch äußert sich der General über die fehlende Diplomatie zur Beendigung des Krieges und die fast ausschließliche Konzentration auf Waffenlieferungen: „Die Hauptaufgabe der Außenpolitik aber ist und bleibt Diplomatie, Interessenausgleich, Verständigung und Konfliktbewältigung.“ Über die grüne Außenministerin Annalena Baerbock sagt er: „…es reicht nicht, nur Kriegsrhetorik zu betreiben und mit Helm und Splitterschutzweste in Kiew oder im Donbaß herumzulaufen“.

Und allgemeiner über die Grünen: „Die Mutation der Grünen von einer pazifistischen zu einer Kriegspartei verstehe ich nicht. Ich selbst kenne keinen Grünen, der überhaupt auch nur den Militärdienst geleistet hätte… Und daß eine einzige Partei so viel politischen Einfluß hat, daß sie uns in einen Krieg manövrieren kann, das ist schon sehr bedenklich.“

Auf die Frage, was er als Sicherheitsberater Bundeskanzler Scholz im Februar 2022 geraten hätte, antwortet Vad: „…die Ukraine militärisch zu unterstützen, aber dosiert und besonnen“, um nicht Kriegspartei zu werden. „Und ich hätte ihm geraten, auf unseren wichtigsten politischen Verbündeten, die USA, einzuwirken.“ Denn der Schlüssel für die Lösung des Konfliktes liege „nicht in Kiew, er liegt auch nicht in Berlin, Brüssel oder Paris, er liegt in Washington und Moskau. Es ist doch lächerlich zu sagen, die Ukraine müsse das entscheiden.“

Vad betont: „Wenn das Ziel eine unabhängige Ukraine ist, muß man sich perspektivisch auch die Frage stellen, wie eine europäische Ordnung unter Einbeziehung Rußlands aussehen soll. Rußland wird ja nicht einfach von der Landkarte verschwinden.“ Der Versuch, Rußland zu besiegen und es zum Rückzug aus der Schwarzmeerregion zu zwingen, könne zu einem Atomkrieg führen.

Während General Vads Aufruf zur Diplomatie sehr zu begrüßen ist, wächst der Druck auf Olof Scholz, Deutschland aggressiver in den Krieg einzubinden. Daß Verteidigungsministerin Christine Lambrecht – nach monatelangen Angriffen der geopolitischen Hardliner-Fraktion wegen ihrer „Weichheit“ gegenüber Rußland – gerade zurückgetreten ist und möglicherweise durch einen scharfen Kriegstreiber abgelöst wird, ist sicherlich kein gutes Omen.

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