Ex-MI6-Chef verbreitet Falschmeldungen über Wuhan-Labor, Virologe Drosten widerlegt sie

Sir Richard Dearlove, der ehemalige Chef des britischen Geheimdienstes MI6, ist wieder aufgetaucht, um mit der Behauptung hausieren zu gehen, das Covid-19-Virus sei wahrscheinlich menschengemacht und aus dem Forschungslabor in Wuhan entwichen. Bereits im Juni 2020 hatte er zu den ersten gehört, die dies behaupteten, und gefordert, China müsse der ganzen Welt Ersatz für den entstandenen Schaden zahlen. In einem Interview am 2.6. mit dem Podcast „Planet Normal“ des Daily Telegraph verschärfte der ehemalige Chefspion Ihrer Majestät seine Attacke auf China und behauptete, die Beweise für ein Leck im Labor seien inzwischen wahrscheinlich vernichtet worden.

Er mußte zugeben: „Wir wissen nicht, ob das passiert ist“ (ob das Virus aus dem Labor entwichen ist). „Aber eine Menge Daten wurden wahrscheinlich zerstört oder man ließ sie verschwinden, so daß es schwierig sein wird, eindeutig zu beweisen, daß eine mißlungene Gain-of-Function-Forschung die Ursache für die Pandemie ist.“ Wie praktisch! Wenn alle Beweise zerstört wurden, muß der britische Geheimdienst auch keine Beweise vorlegen. (Übrigens war es derselbe MI6 unter der Leitung von Dearlove, der 2002 der Welt versicherte, Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen, was sich später als Lüge herausstellte.)

Sir Richard schimpfte dann noch in vieler anderer Hinsicht über Beijing, was die geopolitische Natur der Kampagne um das Wuhan-Labor bestätigt – eine Kampagne, die sich auch gegen Dr. Anthony Fauci in den USA richtet.

Der Berliner Virologe Christian Drosten, einer der weltweit führenden Experten für SARS-Viren, vertrat in einem Interview mit dem Schweizer Onlinemagazin Republik am 5.6. eine ganz andere Sicht. Zwar wäre es rein technisch möglich, SARS-2 versehentlich oder absichtlich zu erzeugen, aber „dann würde ich sagen, der hat das ziemlich umständlich gemacht“. Ausgehend vom ersten SARS-Virus als Basis müßte man nur sehr spezifische, kleine Änderungen vornehmen, um herauszufinden, ob eine solche Anpassung das Virus infektiöser machen würde. „Der ganze Backbone des Virus ist anders. Sars-2 ist voller Abweichungen vom ursprünglichen Sars-1-Virus“, erklärte Drosten.

Er verdeutlichte dies an einem einfachen Beispiel: „Um etwa zu überprüfen, ob Anpassungen das Virus ansteckender machen, würde ich ein bestehendes System nehmen, da die Änderung einbauen und das dann vergleichen mit dem alten System. Wenn ich wissen will, ob ein neues Autoradio den Klang verbessert, dann nehme ich ein bestehendes Auto und tausche da das Radio aus. Dann vergleiche ich. Ich baue dafür nicht ein komplett neues Auto. Genau so war das aber bei Sars-2: Das ganze Auto ist anders.“

Die Idee eines Forschungsunfalls sei extrem unwahrscheinlich, weil das Verfahren viel zu umständlich wäre. Wenn jemand auf diese Weise Sars-2 entwickelt hätte, hätte man sich das nicht so schwer machen müssen. Was den böswilligen Einsatz eines Geheimlabors angeht: „Da müssen Sie mit Geheimdienstlern drüber reden. Ich kann das als Wissenschaftler nicht beurteilen“ Und: „Wenn überhaupt, dann käme so etwas wohl nicht aus dem Wuhan-Virologie-Institut. Das ist ein seriöses akademisches Institut.“ Das vollständige Interview finden Sie unter https://www.republik.ch/2021/06/05/herr-drosten-woher-kam-dieses-virus.

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