Ein Projekt für die vollständige Stromversorgung Zentralafrikas bis 2030

Die Elektrifizierungsrate in Afrika ist erschreckend niedrig. Nach Angaben der Internationalen Energieorganisation sind 580 Millionen Afrikaner ohne Strom, am stärksten betroffen ist Zentralafrika. In Niger haben nur 3% der Bevölkerung Stromanschluß, im Tschad 9%, in Liberia 11%, Burkina Faso 20%, Mauretanien 30% und Mali 40%, die meisten anderen Länder liegen zwischen 30 und 60%. Nur Südafrika kann 95% seiner Bevölkerung mit Strom versorgen.

Dies unterstreicht die Bedeutung einer Absichtserklärung der Tagung des Zentralafrikanischen Wirtschaftsforums (CABEF) vom vergangenen September, Zentralafrika bis 2030 zur „energiearmutsfreien Zone“ zu machen. Zu den Unterzeichnern gehörten die Afrikanische Organisation der Erdölproduzenten (APPO), Äquatorialguinea, Kamerun, Gabun, Tschad, die Demokratische Republik Kongo (DRK), die Republik Kongo und Angola, der zweitgrößte Erdölproduzent Afrikas. Die Idee ist, mit einem zentralafrikanischen Pipelinenetz die Energie in der gesamten Region zu verteilen, anstatt sie nach Europa und in den Westen zu exportieren und die Einnahmen hauptsächlich zur Schuldentilgung zu verwenden. Das Projekt umfaßt die Verlegung von 6500 km neuer Pipelines, zunächst durch zwei Länder, sowie den Bau von Gaskraftwerken, Raffinerien und Gasverflüssigungsanlagen. Haushalte, Unternehmen und neue Industrien sollen so mit Strom versorgt werden, u.a. zur Verarbeitung von Rohstoffen wie Eisenerz, Bauxit, Kupfer usw., die bisher unverarbeitet exportiert werden.

Allein in Zentralafrika gibt es Ölreserven von schätzungsweise über 31 Mrd. Barrel, fünf der zehn afrikanischen Ölproduzenten sind in dieser Region: Gabun, Republik Kongo, Äquatorialguinea, Tschad und Angola. Die China National Petroleum Corporation (CNPC) ist in vielen Ländern der Region stark engagiert.

Der Minister für Bergbau und Kohlenwasserstoffe Äquatorialguineas, Gabriel Mbaga Obiang Lima, hat bei einem Treffen der Afrikanischen Energiekammern Ende letzten Jahres einen Zeitplan für das Projekt aufgestellt. Sein Land und Kamerun arbeiten an der ersten Phase, die durch den Tschad führen soll, während die DRK „über Angola und Zentralafrika angeschlossen werden soll, da sie bereits Produkte in diese Richtung liefert“, wie er erklärte.

In einem offensichtlich verwandten Schritt wurde im Tschad im März ein Gesetz zur Verstaatlichung des Kohlenwasserstoffsektors verabschiedet, nachdem sich ExxonMobile aus dem Land zurückgezogen hatte. Der Konzern hatte die Konzession für über 400 Mio.$ an die Londoner Sahara Energy verkauft, doch die Regierung betrachtet das Geschäft als illegal und droht mit Enteignung.

Auch wenn sich der Plan zunächst auf Zentralafrika bezieht, wird er zweifellos als Beispiel für andere Förderländer wie Niger dienen, die sich anschließen könnten. Ägypten, ein bedeutender Gaserzeuger, hat 2018 ein ähnliches Vorhaben umgesetzt, Siemens hat dort das weltweit größte Gaskombikraftwerk mit nicht weniger als 14,5 GW gebaut.

Die Zentralafrikanische Pipeline gefährdet die Pläne der EU für Energieunabhängigkeit von Rußland und ihre Fantasien, Afrika in ein grünes Energieparadies zu verwandeln – nicht für die Afrikaner, sondern für Europa mit seiner mörderischen Klimapolitik.

Gegen den zentralafrikanischen Plan gibt es bereits Proteste von Umweltschützern, angefangen mit der südafrikanischen Africa Climate Foundation, die allein im letzten Jahr 6,5 Mio.$ von der Rockefeller Foundation, Hewlett Foundation und Bill and Melinda Gates Foundation erhalten hat.

Print Friendly, PDF & Email