Ehemalige BIZ-Beamte aus Frankreich und Deutschland fordern Frankreich auf, die NATO zu verlassen

Als Reaktion auf die Ukraine-Krise plädieren Peter Dittus und Hervé Hannoun in einem Gastkommentar in der französischen „souveränistischen“ Wochenzeitung Marianne vom 11.2. dafür, daß Frankreich das integrierte Kommando der NATO verläßt. Der deutsche Ökonom Peter Dittus war Generalsekretär der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (2005-16), der Franzose Hannoun stellv. Generaldirektor der Bank (2006-15). Ausführlichere Argumente liefern sie in ihrem neuen Buch OTANexit („NATO-Austritt: eine absolute Notwendigkeit“), das am 16.1. erschien.

Sie schreiben: „Seit November 2021 sind die Franzosen wie alle anderen Völker des Westens einer beispiellosen, von den USA und der NATO geleiteten Konditionierungskampagne wegen einer ,bevorstehenden russischen Invasion der Ukraine‘ ausgesetzt, die als eine Episode der Desinformation in die Geschichte eingehen könnte, ganz in der Tradition der fabrizierten Geheimdienstinformationen über Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen 2003.“

Frankreich müsse die „militärische Spirale“ gegen Rußland vermeiden, in die USA und NATO es hineinziehen wollen, und sich weigern, an einem Krieg in Osteuropa teilzunehmen. Um die derzeitige Konfrontation zu beenden, „müßte Präsident Macron im Namen Frankreichs lediglich erklären, daß sein Land sich jedem Antrag der Ukraine auf Mitgliedschaft in der NATO widersetzen werde… Das wäre ein eleganter Ausweg aus der Krise.“

Die ehemaligen BIZ-Beamten stellen fest, durch die „gleichzeitige Erweiterung von EU und NATO um zehn osteuropäische Länder zwischen 1991 und 2007“ sowie Präsident Sarkozys Entscheidung 2008, dem integrierten Militärkommando der NATO beizutreten, hätten die USA zunehmend die Kontrolle über Europas Verteidigungs- und Sicherheitspolitik gewonnen. Eine von den USA beherrschte NATO sei aber „grundlegend unvereinbar“ mit einer unabhängigen französischen oder europäischen Verteidigung.

Weiter heißt es: „Die derzeitige Ausrichtung Frankreichs auf die NATO durch seine Teilnahme am integrierten militärischen Kommando unter amerikanischer Führung ist für ein Land mit universeller Berufung wie Frankreich eine strategische Sackgasse. Das Land hat heute eine historische Rolle zu spielen, um den von den NATO-Schlafwandlern eingeleiteten Marsch in den Krieg in Europa zu stoppen. Der Austritt Frankreichs aus der NATO, der das Ende der Ausrichtung der französischen Sicherheitspolitik an den Vereinigten Staaten einläutet, wird in der Welt einen immensen Widerhall finden. Er wird das Signal für die Unabhängigkeit Europas vom amerikanischen Exzeptionalismus, für die Wiederbelebung des Multilateralismus, für die Entstehung einer multipolaren Welt und für den schnellen Untergang des veralteten NATO-Rahmens sein.“

Dann könne Frankreich als eines der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, der eine größere Rolle als Regulator des Weltfriedens spielen sollte, für „Synthese“ sorgen.

Eine vollständige Übersetzung des Artikels finden Sie unter https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/02/12/deutsch-franzoesischer-aufruf-an-frankreich-die-nato-zu-verlassen-und-die-p5-zu-staerken/

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