Die EU schaufelt weiter fleißig an ihrem eigenen Energiegrab

Nach Angaben von Entsog, dem Europäischen Netz der Fernleitungsnetzbetreiber, war der Stand der russischen Gaslieferungen nach Europa in der 35. Woche 2022 wie folgt: Da Nord Stream 1 und die Jamal-Pipelines kein Gas lieferten und der Fluß durch die Ukraine reduziert ist, fehlten Europa 2258 Mio. m³ Gas im Vergleich zu 2021, was durch eine Zunahme von 22 Mio. aus Turkish Stream über die Trans Adriatic Pipeline (TAP) nur minimal abgeschwächt wird. Derzeit fließen nur 570 Mio. m³ russisches Gas durch Pipelines nach Europa.

Um die strategischen Reserven aufzufüllen, wurden die Energieunternehmen in der EU von den Regierungen gedrängt, Gas auf dem Spotmarkt zu astronomischen Preisen zu kaufen, mit dem Ergebnis, daß 1. die strategischen Reserven gefüllt sind, aber nur die Hälfte des Energiebedarfs decken; 2. die Unternehmen sich finanziell übernommen haben und am Rande der Insolvenz stehen; und 3. die gestiegene Gasnachfrage auf dem Amsterdamer Spotmarkt es den Spekulanten ermöglicht hat, den Preis noch weiter in die Höhe zu treiben.

Nicht ohne eine gewisse Schadenfreude stellte Gazprom am 2.9. fest, daß für den kommenden Winter eine Energiekrise für Europa garantiert ist. Deutschland hat vom 1.10.2021 bis 31.3.2022 insgesamt 57 Mrd. m³ Gas verbraucht, ein monatlicher Verbrauch von 9,5 Mrd. m³. Die derzeitigen Lagerbestände – 84% der Kapazität und 18,3 Mrd.m³ – sind also „vergleichbar mit einem durchschnittlichen Verbrauch von zwei Monaten in der Wintersaison“, warnte Gazprom.

Die Lage in Italien ist noch schlimmer. Der Verbraucherverband Assoutenti berichtete am 5.9., daß die italienischen strategischen Reserven, die zu 82% gefüllt sind, kaum für 45 Tage des Winterverbrauchs ausreichen. Danach wird es „ein Chaos geben, mit starken Rationierungen, eingefrorenen Häusern und einem Stillstand der Aktivitäten in Industrie und Gewerbe“. Die Gasvorräte decken etwa 20% des Jahresbedarfs Italiens.

In Frankreich sind die strategischen Reserven zu 92% gefüllt, decken aber nur 50% des Winterverbrauchs, also ebenfalls zwei Monate. Präsident Emmanuel Macron verkündete am 5.9. in einer Rede eine Politik der „Energienüchternheit“, die beispielsweise Unternehmen zwingt, Pläne zur Einsparung von 10% Energie vorzulegen. Außerdem kündigten Frankreich und Deutschland einen Plan an, wonach Frankreich im Notfall Deutschland Gas im Gegenzug für Strom liefern wird. (Man denke sich zwei nackte Menschen am Nordpol, die sich umarmen, um ein paar Minuten länger zu überleben…)

Zudem provoziert die EU Rußland dazu, die Gaslieferungen vollständig einzustellen. Nachdem die G7 beschlossen hatte, eine Preisobergrenze für russisches Öl einzuführen, erklärte eine übereifrige Ursula von der Leyen, die EU sollte das gleiche mit russischem Gas tun. Am 9.9. werden die EU-Energieminister darüber entscheiden. Sollte sich die EU dagegen für die Aufhebung der Sanktionen entscheiden, würde Rußland nach eigener Aussage die Gaslieferungen wiederaufnehmen. Dieser Vorschlag wurde jedoch rundheraus abgelehnt.

Print Friendly, PDF & Email