Der Yen-Carry-Trade – warum die Bank von Japan einen Rückzieher macht
Wie wir in der letzten Ausgabe berichteten (s. SAS 32-33/24), reichte eine minimale Anhebung der Zinssätze durch die Bank von Japan (BoJ) von 0% auf 0,25%, um Anfang August einen weltweiten Börsencrash auszulösen. Daß eine solche minimale Änderung der Geldkosten eine Systemkrise auslöste, beweist die Anfälligkeit des Systems.
Die Zinserhöhung bewirkte die Auflösung des „Dollar-Yen-Carry-Trade“ – ein billionenschwerer spekulativer Markt, wo Anleger in Japan Geld zum Nulltarif liehen und es in Dollar-Vermögenswerte investierten. Ein Artikel in der Financial Times vom 7.8. kommt der Wahrheit sehr nahe mit dem Eingeständnis, daß niemand wirklich den Umfang des Yen-Carry-Trade kennt, er aber riesig ist – möglicherweise Billionen Dollar – und daß das Problem nicht gelöst ist.
Die FT berichtet: „Die globale Auflösung des größten ‚Carry Trades‘ der Welt hat das Potential, die Märkte weiter zu destabilisieren… Die billige Geldbeschaffung in Yen fließt in alles, von Schwellenländer-Währungen wie dem mexikanischen Peso bis zu taiwanesischen Aktien, Immobilien und US-Tech-Aktien.“ Hedgefonds gehören zu den größten Spekulanten im Carry Trade.
Die FT erwähnt nicht, daß im Falle einer Umkehr des Carry Trade die Entwicklungsländer und andere Empfänger unter einem Mittelabfluß leiden, der ihre Volkswirtschaften ruinieren kann. Eine Bankrottwelle wird dann zu einer sehr realen Möglichkeit.
Die Turbulenzen begannen also mit der überraschenden Zinserhöhung in Japan, als viele Wetten rückgängig gemacht werden mußten. Dies hörte erst auf, als BoJ-Vizegouverneur Shinichi Ushida am 7.8. ankündigte, vor dem Hintergrund „instabiler Finanz- und Kapitalmärkte“ werde es keine weitere Zinserhöhung geben. Mit anderen Worten: Die Zentralbanken sind dazu verdammt, die Finanzblase aufrechtzuerhalten, indem sie immer mehr Liquidität in das System pumpen und damit das hyperinflationäre Potential erhöhen, das letztlich das ganze System zerstören wird.