Der „Konsens“ gegen Rußland ist auf den Westen beschränkt

Wenn man den Blick auf die gegenwärtige Weltpolitik auf die „Mainstream-Medien“ der psychologischen Kriegsmaschinerie verengt, würde man wahrscheinlich zu dem Schluß kommen: 1. Putin ist böse und Rußland ist isoliert; 2. Rußland verliert sowohl den „hybriden“ oder Informationskrieg als auch den militärischen Konflikt; und 3. der größte Teil der Welt weiß das und handelt entsprechend.

Diese Linie vertrat Politico, das hämisch die Isolation des russischen Botschafters in den USA, Anatoli Antonow, beschrieb, er sei „einer der einsamsten Männer in Washington“, mit wenig oder gar keinem Zugang zu US-Beamten und einem aufgrund von Ausweisungen schrumpfenden Personalbestand in der Botschaft. Allerdings wird darauf hingewiesen, daß er am 9.4. an der Konferenz des Schiller-Instituts über den Aufbau einer neuen globalen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur teilgenommen hat, auch mit dem Link dazu (vgl. SAS 15-16/22).

Dagegen mußte der Economist, ein Sprachrohr der City und der britischen Geheimdienste, in einem Artikel vom 16.4. widerwillig den Rückgang des Einflusses des Westens und insbesondere der USA eingestehen. Trotz falscher Axiome („Was in der Ukraine auf dem Spiel steht“) offenbart der Artikel die Panik, die die transatlantische Oligarchie ergriffen hat, wenn sie beschlossen hat, für einen Regimewechsel in Moskau alles zu wagen.

Die Nachrichtenabteilung des Magazins analysierte die Abstimmung über die Verurteilung Rußlands im UN-Menschenrechtsrat wegen der Militäroperation in der Ukraine und kam zu dem Schluß, daß der Westen verliert! Ein Drittel der Weltbevölkerung lebe in den Ländern, die für den Ausschluß stimmten, die meisten davon westliche Staaten und arme Länder, die ganz vom Westen abhängig sind. Ein weiteres Drittel lebe in Staaten wie Indien, Ägypten und Indonesien, die neutral sind und sich der Stimme enthielten. Ein weiteres Drittel lebe in Ländern, die Rußlands Begründung für die Invasion „folgen“. Diese werden als Teil der „aufstrebenden Welt“ beschrieben, nämlich ehemalige Kolonien, deren Bürger den Westen als „dekadent, selbstsüchtig und heuchlerisch“ betrachten.

Der Economist beschreibt die Reaktion der großen Mehrheit der Nationen als „überwältigende Zurückweisung“ des Westens und „einen giftigen Cocktail aus legitimen Beschwerden und Übertreibungen, alles durchsetzt mit anhaltenden Ressentiments gegenüber dem Kolonialismus“.

Etliche dieser Länder vertiefen ihre Beziehungen zu Rußland und China, weil diese beiden Länder – u.a. wegen des Wirtschaftskriegs gegen sie – eine Alternative zum kollabierenden westlichen Finanz- und Wirtschaftssystem anstreben. Dazu gehören Indien, Ägypten und die meisten afrikanischen Staaten, die ihre Handelsbeziehungen mit Rußland ausbauen wollen.

Selbst in Lateinamerika, dem sprichwörtlichen „Hinterhof Washingtons“, wächst der Widerstand. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verabschiedete zwar am 21.4. eine von den USA eingebrachte Resolution zur Aussetzung von Rußlands Beobachterstatus, aber acht Länder enthielten sich, darunter die „Großen Drei“ Argentinien, Brasilien und Mexiko.

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