Der Globale Süden baut seine Zukunft auf

Seit dem historischen BRICS-Gipfel in Johannesburg, auf dem sechs Länder als neue Mitglieder zum 1.1. 2024 aufgenommen wurden, ist der Kampf für eine gerechte neue Weltwirtschaftsordnung deutlich eskaliert (vgl. SAS 34, 35/23). Etwa 20 weitere Länder haben den Beitritt beantragt, und unzählige andere erhoffen sich von der neuen Kräftekonstellation einen Beitrag zur Sicherung ihrer Entwicklung.

Wie nicht anders zu erwarten, ist die transatlantische Welt wild entschlossen, dies durch eine Kombination aus Finanzkrieg und geopolitischer Destabilisierung zu sabotieren. Das unmittelbare Angriffsziel ist Argentinien, eines der sechs neuen Mitgliedsländer, wo ein existentieller Kampf stattfindet (s.u.). Gleichzeitig versuchen vor allem Washington und London, Saudi-Arabien, ein weiteres der sechs Länder, von den BRICS und seinen wachsenden Handelsbeziehungen mit China wegzulocken.

Auf dem G20-Gipfel, der dieses Wochenende in Neu-Delhi stattfindet, möchte die EU die Abwesenheit der Präsidenten Xi und Putin nutzen, um die afrikanischen Delegierten unter Druck zu setzen. Einem Bericht von Bloomberg zufolge werden Ursula von der Leyen, Charles Michel und andere vorschlagen, als „Gegengewicht“ zu den zahlreichen russischen und chinesischen Initiativen die Partnerschaft der EU mit Afrika neu zu definieren.

Angesichts der Bilanz der „unipolaren Welt“ bei der Befreiung des Globalen Südens vom Neokolonialismus sind solche Versuche jedoch wenig erfolgversprechend. Der indische Premierminister Modi, der Gastgeber des G20-Gipfels, ist recht optimistisch hinsichtlich der neuen Orientierung, für die sich die große Mehrheit der Welt entscheidet. Gegenüber dem Press Trust of India (PTI) erklärte er letzte Woche, die G20 sei zwar eine einflußreiche Gruppierung im Hinblick auf ihre geballte Wirtschaftskraft, aber „eine BIP-zentrierte Sichtweise der Welt wandelt sich nun zu einer menschenzentrierten Sichtweise“, und so wie nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Weltordnung entstanden sei, nehme nun auch jetzt eine neue Weltordnung Gestalt an.

„Der Wechsel zu einem auf den Menschen ausgerichteten Ansatz hat weltweit begonnen, und wir spielen die Rolle eines Katalysators“, erklärte er. „Indiens G20-Vorsitz sät auch in den Ländern der sogenannten Dritten Welt die Saat des Vertrauens.“ Modi wies die Buchhaltermentalität, auf der der britische Monetarismus beruht, zurück: „Lange Zeit wurde Indien als ein Land mit über einer Milliarde hungriger Mägen wahrgenommen. Aber jetzt sieht man Indien als ein Land mit über einer Milliarde aufstrebenden Köpfen, mehr als zwei Milliarden geschickten Händen und Hunderten von Millionen junger Menschen.“

Eine solche Perspektive ist das, was die gesamte Menschheit dringend braucht.

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