Daten der Federal Reserve zum Repo-Bailout sind ein starkes Argument für Glass-Steagall

Seit der Veröffentlichung (5.1.) der Protokolle der letzten Sitzung des Federal-Reserve-Vorstands vom Dezember, in der mehrere Mitglieder auf den Ernst der Inflationswelle hinwiesen, spekulieren Finanzmedien und -institutionen über eine baldige Zinserhöhung, vielleicht im Frühjahr. Ein solcher Schritt würde auf das Finanzsystem ähnlich wirken wie ein Stopp des Heroins für einen Drogensüchtigen, so daß sogar der IWF und die Bank von Frankreich in zwei separaten Berichten vor der Gefahr eines weltweiten Crashs gewarnt haben.

Wie süchtig das System nach Zentralbankliquidität ist, zeigen die Daten der Federal Reserve zur Rettung des Repo-Marktes im 4. Quartal 2019. In dem Quartal gingen 4,5 Bio.$ an 24 Banken, und die größten Kreditnehmer waren die größten Derivathändler unter den Finanzinstituten, wie JP Morgan, Goldman Sachs, Citibank und Bank of America. Angesichts einer plötzlichen Krise des Repo-Marktes startete die Fed am 19.9. 2019 ihre Rettungsaktion. Sie begann mit Übernachtkrediten und erweiterte dies bald um Kredite mit 14tägiger Laufzeit, schließlich sogar längere. Vom 12.–25.11. verlieh sie z.B. 30 Mrd.$ an JP Morgan Securities, eine Handelstochter von JP Morgan Chase, als Kredite mit Laufzeiten von 13, 14 und 42 Tagen. Die Abhängigkeit von der Fed ist 2020 wahrscheinlich noch gestiegen, aber diese Zahlen sind noch nicht verfügbar. JP Morgan hat mit 52,3 Bio.$ das größte nominelle Derivat-Engagement aller US-Finanzinstitute. Auf vier Banken, neben JP Morgan noch Goldman Sachs, Citigroup und Bank of America, entfallen 89,3% der Derivatverpflichtungen im US-Bankensystem. Dieselben vier Banken sind unter den größten Empfängern der Fed-Repo-Rettungskredite im 4. Quartal 2019 aufgeführt – nämlich in der Reihenfolge ihrer Bedeutung: JP Morgan, Goldman Sachs, Nomura Securities International, Citigroup Global Markets, Deutsche Bank, Bank of America Securities, Cantor Fitzgerald, etc.

Man braucht keinen weiteren Beweis dafür, daß das Finanzsystem hoffnungslos bankrott ist. Dennoch läuft die Derivatspekulation zugunsten der Milliardäre von Davos und anderer weiter, während Einkommen und Kredite für Privathaushalte und Produzenten immer weiter schrumpfen.

Bezeichnenderweise berichtete die Webseite Wall Street on Parade von Pam und Russ Martens als einzige über die Daten der Fed zum 4. Quartal 2019, obwohl das Duo seinen Artikel an alle wichtigen Finanzjournalisten verschickte. Der Grund für die von der Wall Street verhängte Nachrichtensperre ist nach Einschätzung der Martens‘ die Angst, daß solche Nachrichten, zusätzlich zum jüngsten großen Skandal um Fed-Insiderhandel, den Ruf nach der Glass-Steagall-Bankentrennung wieder aufleben lassen können. (https://wallstreetonparade.com/2022/01/theres-a-newsblackout-on-the-feds-naming-of-the-banks-that-got-its-emergency-repo-loans-some-journalists-appear-to-be-under-gag-orders/)

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