COSCO bringt die Schiffe in den Hafen von Piräus

Auf der internationalen Konferenz des Schiller-Instituts in Straßburg (siehe SAS 29/23) hat der ehemalige italienische Staatssekretär für wirtschaftliche Entwicklung, Michele Geraci, die Kritik NATO-freundlicher Kreise an dem 2019 zwischen Italien und China geschlossenen Memorandum zur Kooperation bei der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) zurückgewiesen. Ein Punkt dieser Kritik, die eine Verlängerung des Memorandums verhindern soll, lautet, der Beitritt zur BRI bedeute, „Häfen an China zu verkaufen“. Doch das ist gar nicht möglich, da in Italien Häfen per Gesetz nicht verkauft werden dürfen.

Die Frage ist nun, ob chinesische Investitionen in europäische Häfen sinnvoll sind oder nicht.

Der bekannte Fall Griechenlands, wo die chinesische Reederei COSCO eine Mehrheitsbeteiligung an der Hafenbehörde von Piräus (PPA) erworben hat, zeigt, daß die Antwort auf mehreren Ebenen „Ja“ lautet. Der steile Anstieg des Containerschiffverkehrs ist allgemein bekannt, aber auch Werften profitieren von immer mehr Schiffen, die zur Reparatur und Wartung nach Griechenland kommen. Einem Artikel der griechischen Finanzzeitung Naftemporiki zufolge hat sich die Zahl der Schiffe, die jährlich repariert werden, verdoppelt. In der ersten Jahreshälfte 2023 wurden 85 Schiffe in den Trockendocks der PPA gewartet, im gesamten Jahr 2022 wurden mehr als 130 Schiffe repariert. Im Jahr vor der Übernahme des Hafens durch COSCO, 2016, waren es nur 69 gewesen. Die Zahl der Arbeitstage in den Werften stieg von 435 im Jahr 2016 auf 1306 im Jahr 2022.

Der Ausbau macht den Hafen auch wieder zu einem Zentrum des Schiffbaus. COSCO hat bereits Investitionen zur weiteren Verbesserung der Infrastruktur und der elektromechanischen Anlagen eingeleitet, um die Produktivität der Werftzone zu steigern. Dies zusätzlich zur weiteren Modernisierung des Containerhafens, der einer der meistangefahrenen im Mittelmeerraum geworden ist.

Vor Jahrzehnten war Griechenland ein bedeutendes Schiffbau- und Reparaturzentrum gewesen, doch seit dem Beitritt zur EU ist die Bedeutung langsam zurückgegangen. Bei den Verhandlungen über die Mehrheitsbeteiligung an dem Hafen forderte die griechische Regierung COSCO auf, über die Container- und Frachtdocks hinaus in den Hafen zu investieren. Dazu gehörten die Erneuerung der Schiffsreparatur- und Schiffbauwerften sowie die Modernisierung der Kreuzfahrt- und Fährterminals. Der Erfolg dieser Modernisierungsmaßnahmen hängt davon ab, daß genug Schiffe in den Hafen kommen, und China, das den größten Seehandel der Welt betreibt, kann diese Schiffe schicken. Der große Erfolg des chinesischen Engagements in Piräus ist also ein Ansporn und keine Bedrohung, wie die EU behauptet.

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