Chang’e-6 sammelt Bodenproben von der Rückseite des Mondes

Am 2.6. landete China mit der Raumsonde Chang’e-6 zum zweiten Mal auf der Rückseite des Mondes und wird zum ersten Mal Gesteinsproben aus dem ältesten Mondbecken sammeln und zur Erde zurückfliegen (vgl. SAS 19/24). Nach der erfolgreichen Landung im nordöstlichen Teil des Südpol-Aitken-Beckens, das vor mehr als vier Milliarden Jahren entstand, und ersten Kontrollen begann der Lander mit seinem Roboterarm zu bohren und bis zu 2 kg Material von der Mondoberfläche einzusammeln. Es sind die ersten Proben von der geheimnisvollen Rückseite des Mondes, die so genannt wird, weil sie immer von der Erde abgewandt ist.

Das 8,35 Tonnen schwere Raumfahrzeug – bestehend aus Lander, Aufstiegsstufe, Orbiter und Rückkehrkapsel – war am 3.5. gestartet und etwa vier Tage später in die Mondumlaufbahn eingetreten, wo es den besten Ort und Zeitpunkt für die Landung erkundete. Am 30.5. trennten sich Lander und Aufstiegsstufe vom Orbiter und der Rückholkapsel. Die Landefähre zündete ihr Triebwerk mit einer Schubkraft von 7500 Newton zum Abbremsen und begann den Sinkflug aus etwa 15 km Höhe.

Dabei machten Kameras Fotos vom Landegebiet und übermittelten sie an die Computer der Landefähre, um mögliche Gefahren wie große Felsen zu erkennen, damit der Lander ihnen ausweichen konnte.

Etwa 100 Meter über der Mondoberfläche schwebte das Fahrzeug einen Moment lang, um kleinere Hindernisse genau zu erkennen und den endgültigen Landeplatz zu bestimmen, bevor es langsam und gleichmäßig den Sinkflug fortsetzte.

Wenige Meter über der Oberfläche schaltete das Raumschiff sein Triebwerk ab und setzte dann auf dem Mond auf – damit hat China als einziges Land zum zweiten Mal eine weiche Landung auf der Mondrückseite durchgeführt. Die Bodenproben wurden an den nächsten beiden Tagen gesammelt, bevor die Chang’e-6-Mission am 4.6. die Rückreise antrat. Es wird erwartet, daß sie die Erde um den 25.6. herum erreichen wird.

Die Mission wurde von der westlichen Presse recht stiefmütterlich behandelt, obwohl sie eine wahre Fülle neuer Erkenntnisse liefern soll. Das geborgene Material wird den Forschern die einmalige Gelegenheit geben, Materie zu untersuchen, die ständig aus dem umgebenden Kosmos bombardiert wurde. Sie sollte uns helfen, die Ursprünge des Sonnensystems zu verstehen und vielleicht auch einen besseren Einblick in die Entwicklung der Erde zu gewinnen.