Briten nehmen russischen Ökonomen Glasjew ins Visier: bloße Propaganda oder mehr?

Seit Wochen servieren uns die Mainstream-Medien die Parole „Putin hat den Krieg verloren, er wird bald durch einen Putsch gestürzt“. Diese Propagandakampagne wurde auf die Spitze getrieben mit einem Beitrag in der britischen Zeitung The Sun am 28.8., den andere britische Medien aufgriffen. Dort werden drei hochrangige russische Politiker als potentielle Nachfolger des Präsidenten genannt: Alexander Bortnikow, Chef des Sicherheitsdienstes FSB, Nikolai Patruschew, Sekretär des russischen Sicherheitsrats, und Sergej Glasjew, Minister für Integration und Makroökonomie der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) und ehemaliger Putin-Berater.

Daß Glasjew genannt wird, ist von besonderem Interesse und unerwartet, da er in westlichen Kreisen nicht sehr bekannt ist. Er ist ein entschiedener Gegner des Neoliberalismus, der sich in der russischen Finanz- und Wirtschaftselite durchgesetzt hat, und plädiert stattdessen für die Entwicklung der Realwirtschaft. Im Jahr 2000 hatte Glasjew persönlich Lyndon LaRouche auf einer Pressekonferenz in Moskau als einen Mann vorgestellt, dessen Ansichten zur Wirtschaft, insbesondere zur Dringlichkeit eines neuen gerechten Weltwirtschafts- und Währungssystems, er vertraue. Glasjews Buch Genocide („Genozid, Rußland und die neue Weltordnung“) aus dem Jahr 1997 über den Wirtschafts- und Bevölkerungskrieg gegen Rußland seit 1991 wurde in englischer Übersetzung von EIR in Washington veröffentlicht.

All dies ist den Londoner monetaristischen Eliten nicht entgangen, ebensowenig wie Glasjews gegenwärtige Kampagne für eine Art „chinesischen Ansatz“ zur Stärkung der finanziellen und wirtschaftlichen Souveränität Rußlands. Als Schlüsselfigur der EAEU organisiert er aktiv neue Währungs- und Handelsvereinbarungen mit Rußlands Partnern außerhalb der transatlantischen Welt.

The Sun zitiert eine Olga Lautman, Senior Fellow am Center for European Policy Analysis in Washington, die Glasjew als „Verrückten“ bezeichnet, der als Präsident weitaus schlimmer als Putin wäre. Er sei „geistig instabiler und faschistischer als Putin“ und sei überzeugt, daß „der Westen zerstört werden muß“, und spreche sogar häufig davon, „den gesamten Westen mit Atomwaffen zu vernichten“. Für diese gewaltigen Vorwürfe liefern die britischen Medien keine Beweise – weil es keine gibt. Tatsächlich hat Glasjew wiederholt betont, daß die innere Dynamik des kollabierenden Finanzsystems unweigerlich zur Selbstzerstörung des Westens führen wird. Und im Zusammenhang mit der Ermordung von Darja Dugina beschuldigt er MI6 und CIA, faktisch den ukrainischen Geheimdienst SBU zu steuern und den Konflikt absichtlich zu verschärfen.

Die Frage ist: Wenn Glasjew nur ein hochrangiger russischer Ökonom ist, dessen Position in der EAEU in westlichen Medien fast nie erwähnt wird, warum taucht sein Name plötzlich so prominent auf, und es heißt, er sei mächtig genug, den russischen Präsidenten durch einen Putsch abzulösen? Könnte es sich um einen Versuch handeln, ihn in Ungnade fallen zu lassen oder sogar einen Vorwand, ein Attentat auf ihn zu verüben? Tatsächlich hätte Putin keinen Grund, Glasjew zu beseitigen, aber einige Finanzeliten in London würden seine Beseitigung sicherlich begrüßen.

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